Bestimmte Straßen haben Kultstatus: Das Ende der berühmten Route 66 haben wir gerade in Santa Monica besucht und vor drei Jahren waren wir auf der Great Ocean Road in Australien unterwegs. Auch Hawaii hat eine solche Straße, die Road to Hana (auch Hana Highway genannt, Route 36 und 360). Wenngleich weniger bekannt als die Route 66 und Great Ocean Road, so steht Mauis Panoramastraße für uns beispielhaft für die Naturschönheiten Hawaiis und ist es unbedingt wert, befahren zu werden.
Die Road to Hana beginnt in Kahului in Mauis Norden und führt auf einer Gesamtlänge von insgesamt 100 Kilometern über das namensgebende Städtchen Hana ganz im Osten von Maui bis nach Kipahulu an der Südküste. Erst waren wir dem Irrglauben aufgesessen, dass es sich bei der Road to Hana um eine Ringstraße handelt, die den Vulkan Haleakala einmal komplett umrundet. Aber hinter Kipahulu wird die Straße so schlecht, dass sie mit normalen Autos nicht befahrbar ist (teils wohl auch für Mietwagen verboten). Achtung: Google Maps behauptet etwas anderes! Der Weg muss also hin und zurück befahren werden, was eine einfache Fahrtzeit von mindestens zweieinhalb Stunden bedeutet – wohlgemerkt bei normalem Verkehr, guten Wetterbedingungen und ohne Stopps. Vielfach wird davor „gewarnt“, den Hin- und Rückweg an einem Tag zu machen. Das halten wir aber nun doch für übertrieben, wir haben es problemlos an einem Tag geschafft und zahlreiche Stopps inklusive kleinen Wanderungen eingelegt, was ja gerade den Reiz ausmacht. Früh aufbrechen solltet ihr allerdings schon (wir sind um ca. 7 Uhr in Kahului gestartet). Außerdem solltet ihr euch vorab gut überlegen, welche Stopps ihr einlegen wollt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten und wer überall hält und intensiv wandert, kann natürlich auch zwei volle Tage on the Road verbringen. Da es unterwegs meist keinen Internetempfang gibt, müsst ihr vorab planen oder eine App herunterladen, die mit GPS funktioniert (haben wir aufgrund unserer Vorabplanung nicht vermisst).
Im Morgengrauen geht es also los, wir sehen von unserem Apartment aus den Haleakala-Vulkan im Sonnenaufgang. Hinter dem hübschen historischen Kleinstädtchen Paia (Restaurantempfehlung: das peruanische Lima ist großartig) legen wir am Hookipa Beach den ersten Stopp ein (großer Parkplatz oberhalb der Bucht mit guter Sicht). Selbst zu dieser frühen Stunde tummeln sich zahlreiche Surfer (schlecht zu sehen, weil im Wasser auf den Brettern liegend) an diesem Strand, der sich „Windsurfing-Hauptstadt der Welt“ nennt.
Wir fahren weiter und hinter Paia, beim Übergang auf die 360, beginnt die Road to Hana langsam ihr wahres Gesicht zu zeigen: Die Straße wird immer kurviger und ist geprägt von einspurigen Brücken. Wir haben nicht nachgezählt, aber es sollen 600 Haarnadelkurven und 54 Brücken sein, das kommt auf jeden Fall hin. Schnell fahren ist also nicht, das tun nur die Einheimischen, alle anderen sind vollauf mit der Straße oder den Naturschönheiten beschäftigt (und sollten die Ortskundigen besser passieren lassen). Nach den Beschreibungen im Internet haben wir uns die Straße allerdings „schlimmer“, sprich enger, vorgestellt. Ihr könnt uns glauben, die Uferstraße am Comer See zwischen Como und Bellagio (über Torno/Nesso) ist deutlich schlimmer, die Road to Hana ist mit „normalem“ Auto und ohne 4WD (bis Kipahulu) gut zu fahren.
Twin Falls
Unseren ersten größeren Stopp legen wir bei den Twin Falls ein (Achtung: Parkplatz recht unvermittelt nach einer Kurve auf der rechten Seite, auf der Route 360 etwa bei Milemarker #2; Foodtruck und Toiletten vorhanden). Der Parkplatz und die Wasserfälle liegen auf Privatgelände, weshalb eine Parkgebühr (10$) entrichtet werden muss. Wir werden informiert, dass wir heute in den Pools der Wasserfälle baden dürfen (was offenbar nicht immer der Fall ist) und laufen los. Nach 5 Minuten erreichen wir den ersten Wasserfall, nach 10 Minuten den zweiten und nach weiteren 15 Minuten, wo wir auch knöcheltief durch Wasser waten müssen, den dritten Wasserfall. Ansonsten sind die Wege einfach und gut mit normalem Schuhwerk zu laufen. Dank früher Stunde ist glücklicherweise wenig los, der Spaziergang durch Farmland, Bambuswälder, Taropflanzen und entlang vieler Blumen, ist schön, die Wasserfälle hübsch anzuschauen und die Pools laden tatsächlich zum Baden ein. Auch hier gilt: Früh da sein, sonst ist der Parkplatz (etwa 50 Plätze) voll.
Wieder auf der Straße, stehen zwischen dem Milemarker #6 und #7 rechts und links die ersten Rainbow Eukalyptus Bäume (Eukalyptus deglupta). Woher der Name stammt, ist sofort ersichtlich: hellgrün, ocker, orange, lila, kastanienfarben – die verschieden farbige Rinde sieht sehr hübsch aus. Es ist die einzige Eukalyptusart, die natürlicherweise auf der Nordhalbkugel zu finden ist. Kurz hinter diesen Bäumen können rechts der Straße drei bis vier Autos kurz parken, dann könnt ihr die Hübschen auch aus der Nähe bestaunen und fotografieren.
On the Road – Verpflegungsfragen …
Oft ist zu lesen, dass man sich vor der Abfahrt mit Essen und Getränken eindecken soll – es gäbe nichts unterwegs. Das ist – mit Verlaub – völliger Quatsch. Ja, es gibt keinen Supermarkt, nirgends die üblichen Fast-Food-Verdächtigen und nur in Hana ein paar Restaurants. Dafür gibt es aber entlang der Straße zahlreiche Stände mit Früchten (teils auf „Vertrauensbasis“, daher kleine Scheine mitnehmen), größere Verkaufsstände der Landwirte, die zu den Früchten auch noch Kuchen, Getränke, Eis, und Leckereien wie Lilikoi (Maracuja)-Butter anbieten und immer wieder kleine Cafés oder Food Trucks. Wir haben einen kleinen Abstecher gemacht nach Keanae zu Aunty Sandy’s Banana Bread. Das lohnt sich nicht nur wegen des leckeren Bananenkuchens (den es allerdings überall auf den Inseln gibt), sondern auch – weil auf einer Landzunge gelegen – wegen der schönen Aussicht auf die Küste.
Berühmt ist auch kurz darauf der Imbiss Halfway to Hana (Milemarker #17) und Coconut Glen’s bunter Eiswagen. Das Mittagessen solltet ihr am besten um Hana herum einplanen, hier gibt es die meisten Möglichkeiten. Wir haben hervorragend und günstig Spare Ribs und Kalua Pork in Braddah Hutt’s BBQ Grill Food Truck gegessen. Lasst euch nicht von dem nicht so einladenden Ambiente abschrecken, das Essen war richtig gut und die komplette Straßenmeisterei der Road to Hana ist hier eingekehrt.
On the Road – Idyllisches überall
Der Weg ist das Ziel – das gilt auch für die Road to Hana: üppiges Grün rechts und links, schwarze Felsen vor tiefblauem Ozean, alle 10 Kilometer (mindestens) ein Wasserfall direkt an der Straße. Bei den größeren Falls gibt es teils auch Parkplätze (die sehr oft belegt sind), an manchen lässt es sich auch baden. Dazu zahlreiche Lookouts und zweimal ein Arboretum. Ihr habt tatsächlich die Qual der Wahl, wo ihr stoppen wollt.
Unser Höhepunkt: Waianapanapa State Park
Unbedingt besuchen solltet ihr den Waianapanapa State Park, für uns war dies der Höhepunkt der Road to Hana (Milemarker #32). Aber Achtung: Hierfür ist ein vorab zu buchendes, zeitgebundenes Ticket notwendig (kostet 25$ pro PKW und 5$ pro Person), was euch natürlich etwas die Flexibilität nimmt. Wir hatten den Slot zwischen 10 und 12:30 Uhr, das passte perfekt in unseren Zeitplan (inklusive der oben genannten Stopps).
Nach einer kurzen Fahrt auf der schlechten Zubringerstraße erreichen wir den State-Park-Kontrollpunkt und werden auf den großen Parkplatz eingelassen (hier auch Picknicktische, Toiletten, Trinkwasser). Die Küste ist unglaublich beeindruckend: das tiefblaue Meer, die schwarzen Felsen und der üppige grüne Bewuchs bilden einen tollen Kontrast. Das Meer tost ganz schön, an verschiedenen Stellen gibt es Blowholes, aus denen die Gischt nach oben spritzt. Auf dem Klippenweg wird auch immer wieder vor den Wellen und Klippenabstürzen gewarnt. Zwei Friedhöfe liegen malerisch rechts und links des Weges, einer mit Surfbrett. Wir fragen uns: War dies das Hobby, die Todesursache oder beides?
Hauptattraktion des Waianapanapa State Parks ist der schwarze Strand Pailoa Beach. Treppenstufen führen nach unten auf den feinen schwarzen Lavasand, auch eine Lavahöhle gibt es hier. Die sichelförmige Bucht schützt etwas vor der Brandung und Strömung, die Wellen werden allerdings bei unserem Aufenthalt ganz schön hoch. Von hier aus starten nach rechts und links zwei Wanderwege entlang der Küste, beide laufen wir ein Stück, einfach um die Landschaft auf uns wirken zu lassen.
Auf dieses Highlight folgt unser Mittagessen in Braddahs Hutt, bevor wir der Straße weiter in Richtung Kipahulu folgen. Dieser Teil gehört zum Haleakala Nationalpark und auch hier muss Eintritt (30$ pro PKW) entrichtet werden. Das Ticket gilt für den gesamten Haleakala NP und ist drei Tage lang gültig. Für den Haleakala und unsere zwei Wanderungen ab Kipahulu folgt demnächst ein eigener Blog.
Anschließend fahren wir zurück und brauchen bis Paia 2:40 Stunden – ein voller Tag, aber machbar. Road to Hana: Thumbs up!
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