Unsere zweite Übernachtungsstation des diesjährigen Sommerurlaubs liegt tief im Landesinneren, bei Miranda do Douro an der spanischen Grenze. Die Wirtinnen unseres ersten Hotels reagieren leicht irritiert, als sie erfahren, wo wir hinwollen. „Da werdet ihr es ganz anders finden als hier“, so ihr „diplomatischer“ Kommentar. „Kaum Touristen!“
Das macht meinen Mann und die Kinder sehr misstrauisch – wo werde ich sie hinführen? Die ganze Fahrt über jammern sie unserem ersten Domizil in Castelo do Neiva (siehe Portugal: Urlaub im äußersten Norden) nach. Und als die Landschaft immer karger und ländlicher wird, und sie auch noch erfahren, dass wir uns in die Region „Trás-os-Montes“ befinden, was soviel wie „Hinter den Bergen“ heißt, befürchten sie das Schlimmste.
Ich finde die Landschaft hingegen toll, ich liebe die Olivenhaine in der roten Erde, die frisch abgeernteten, mit uralten Steineichen durchzogenen Getreidefelder, das weite, sanft gewellte Land. Immer mehr Störche und viele Raubvögel kreisen über uns und den Rinder- und Schafherden.
Schließlich erreichen wir unser kleines Hotel, das „Casa de L Cura“ in Genisio und werden sehr freundlich empfangen. Zur Freude der Kinder hat es einen schönen kleinen Pool und ein exzellentes W-LAN, die Eltern freuen sich außerdem über die stilvolle Einrichtung – die nächsten Tage sind gerettet.
Das Hotel liegt 10 Minuten entfernt von Miranda do Douro. Der namensgebende Douro-Fluss (in Spanien Duero) ist der drittlängste Fluss der iberischen Halbinsel und durchquert Nordspanien (Kastilien-Léon) und Nordportugal, bis er bei Porto in den Atlantik mündet. Auf über 100 Kilometern Länge bildet der Fluss die Grenze zwischen Spanien und Portugal, ist hier besonders malerisch und auf beiden Seiten als Naturpark geschützt.
Schiffstour auf den internationalen Gewässern des Douro/Duero
Portugiesen und Spanier sind bekanntermaßen nicht die allerbesten Freunde. Hat der Naturpark um den Douro/Duero deshalb auch völlig unterschiedliche Namen? Douro Internacional in Portugal und Arribes del Duero in Spanien, dazuwischen liegen die „internationalen Gewässer“ des Flusses – als „Nicht-Betroffene“ finden wir das eher erheiternd, nachdem es uns zunächst leicht verwirrt hat. So ganz ohne einander können sie aber dann doch nicht, der spanische Bootstouren-Anbieter Europarques (Name der Tour: Crucero Ambiental del Parque Natural Arribes del Duero) startet auf der portugiesischen Seite unterhalb von Miranda do Douro, gibt allerdings im Internet als Startzeit die spanische Zeit (eine Stunde vor der Portugiesischen) an. Und lustigerweise ist das Schiff mit einer zusammengenähten europäischen, portugiesischen und spanischen Fahne bestückt, je nach Windrichtung ist mal die portugiesische, mal die spanische Flagge „oben“…
Unabhängig von diesen kleinen Anekdoten ist diese Schifffahrt sehr empfehlenswert und hat sowohl den Kindern, als auch uns sehr gut gefallen. Die Touren finden je nach Saison und Tag bis zu mehrmals täglich (am Wochenende) statt und können über die Homepage des Veranstalters oder direkt vor Ort (Kassenhaus öffnet ca. 1 Stunde vor der ersten Tour) gekauft werden, ausreichend Parkplätze sind vorhanden. Die Tour ist nicht ganz billig (Erwachsene 18 Euro, Kinder bis 10 Jahre 9 Euro), aber die Erlöse dienen dem Naturschutz und wir zahlen daher gerne.
Die rund einstündige „Umweltkreuzfahrt“ (so der Veranstalter) führt mit einem „Öko-Lehrschiff“ durch das sehr malerische, canyonartige Flusstal (Übrigens: Die grüne Seite ist Portugal, die steile und kahle Seite Spanien – ich glaube die „Rangerin“ ist Portugiesin). In der Tat wird viel über Flora, Fauna und Naturschutz erzählt, leider nur auf Spanisch und Portugiesisch, allerdings erhält man zu Beginn einen Plan mit Erläuterungen auf Deutsch. Während der Fahrt nimmt die Rangerin dann unter anderem auch eine Wasserprobe, mikroskopiert diese und erklärt uns mithilfe eines Beamers sogar die Mikroorganismen – sehr fortschrittlich.
An der Anlegestelle befindet sich eine biologische (Forschungs-)Station, samt kleinem Tiergehege mit Eulen, Greifvögeln und Ottern, ein Shop mit lokalen Produkten und Wein/Portwein sowie einem kleinen Kino (Film über den Douro). Im Anschluss an die Bootstour wird eine kostenlose Portwein-Probe angeboten und anschließend findet eine Flugvorführung der Vögel statt.
Miranda do Douro
Oberhalb des Douro (und auch bei der Bootstour zu sehen) liegt das Klein- und Grenzstädtchen Miranda do Douro. Die hübsche und sehr gepflegte, allerdings auch leicht „museale“ Altstadt, findet ihr am höchsten Punkt rund um die Kathedrale. Wie „geschleckt“ präsentieren sich die weißen Häuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert, teils mit Wappen an den Hauswänden, in der Fußgängerzone und den angrenzenden Straßen, streng bewacht von den SeniorInnen des Ortes. Von der alten Festungsmauer aus hat man einen schönen Blick hinüber in die (weniger sehenswerte) Neustadt sowie nach Spanien und hinunter zum Douro. Hinter der Kathedrale befinden sich die Ruinen des alten Bischofssitz inmitten eines kleinen Parks.
Das Gebiet um Miranda birgt eine weitere Besonderheit: Hier wird die einzige anerkannte Regionalsprache Portugals, das Mirandés, gesprochen. Hinweise darauf finden sich in zweisprachigen Orts- und Straßenbeschilderungen, so wie in unserem Wohnort Genisio/Zenizio.
Ich finde, in dieser Gegend kann man es durchaus ein paar Tage aushalten. „Entschleunigen“ heißt das Stichwort, Landschaft und Ruhe genießen. Es ist in der Tat sehr angenehm, hier keinen Touristenmassen zu begegnen. Und schließlich werden wir mit Salamanca auch noch eine echte Großstadt besichtigen!
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