Nach und zwischen so viel antiken und kunsthistorischen Schätzen wollten wir uns dann auch einfach mal treiben lassen, das nächste Café oder die nächste Eisdiele besuchen, einen Aperitif in einer Bar einnehmen und das bunte – heutige – Treiben der italienischen Hauptstadt auf uns wirken lassen. Auch dazu ist Rom natürlich hervorragend geeignet, egal ob man lebhafte, umtriebige Plätzen und Märkte oder enge, romantische Gassen mit vielen Einkehrmöglichkeiten sucht. Einige Plätze sind „fest in touristischer Hand“ wie der Campo de Fiori oder der Trevi-Brunnen, an anderen treffen sich Einheimische wie Touristen und lassen es sich gut gehen.
Von den vielen schönen Piazze der Stadt sind zwei ganz besonders bekannt: der Campo de‘ Fiori und die Piazza Navona. Hat uns der Campo de‘ Fiori bei unserem ersten Rom-Besuch noch gut gefallen, so macht er auf uns mittlerweile zumindest tagsüber eher einen traurigen Eindruck. Die Marktstände sind größtenteils auf Touristen ausgerichtet und bieten industrielle Massenproduktionswaren an (angeblich unter dem Siegel kleiner bäuerlicher Betriebe oder traditioneller Handwerker). Schade, der Platz ist – trotz der düsteren Gestalt des hier als Ketzer verbrannten Dominikanermönchs Giordano Bruno – nach wie vor sehr schön, und vor allem abends stimmungsvoll.
Wir sind weitergeschlendert durch die Gassen in Richtung Piazza Navona. Zwischen Campo de Fiori, Piazza Navona, Pantheon und Engelsburg lässt es sich prima in den engen Gassen bummeln, das nächste (Eis-)Café, die nächste Bäckerei oder ein netter kleiner Laden ist nie weit. Kurz mussten unsere Kinder einen Abstecher ins Pantheon über sich ergehen lassen, es ist schließlich das am besten erhaltene antike Bauwerk Roms. Im 2. Jahrhundert n.Chr. erbaut und ursprünglich als Tempel für die Götterverehrung genutzt, wandelten es die Christen im 7. Jahrhundert zur Kirche um, weshalb das Gebäude aufgrund der durchgängigen Nutzung und Pflege so gut erhalten ist. Man betritt das Pantheon (Eintritt kostenlos) durch eine Vorhalle mit korinthischen Säulen (und natürlich mit einer Warteschlange und vielen anderen Menschen). Je nach Tageszeit und Lichtsituation beeindruckt im Inneren neben der schieren Größen besonders der Lichteinfall durch eine neun Meter breite Öffnung in der riesigen Kuppel. Noch heute wird der hier einfallende Regen durch ein Entwässerungssystem im Fußboden abgeleitet.
Weiter geht es zur nahen Piazza Navona, ein Touristenmagnet erster Klasse und in der Tat ein wunderschöner Platz und einer der wichtigsten barocken Anlagen Italiens. Auf der Piazza bieten zahlreiche Künstler ihre Dienste an und zeichnen im Schnellverfahren Portraits oder Karikaturen. Weitere sorgen für Unterhaltung, unsere Kinder waren begeistert von einem „Seifenblasenakteur“, der den Platz in eine Wolke bunter kleiner Blasen tauchte oder riesige Blasen schuf, die eine Schar Kinder vor Begeisterung kreischend zerstörten. Von dem Gedanke, hier in den zahlreichen Cafés und Restaurants etwas zu essen oder zu trinken, nahmen wir lieber Abstand (Touristenmenü und überteuerte Preise, nein danke!). Mit einer Ausnahme: Am nördlichen Ende des Platzes, etwas nach hinten versetzt, befindet sich eine „Grom-Eisdiele“ mit hervorragendem Eis. Davon eines auf die Hand, auf eine der vielen Bänke gesetzt und das Treiben beobachtet – Dolce Vita in Italien!
Rom – Stadt der Brunnen
Große Bekanntheit haben auch die Brunnen auf der Piazza Navona. Der größte unter ihnen, der Vier-Ströme-Brunnen, ist wieder ein spätbarockes Meisterwerk von Bernini. Seine vier Männerfiguren stehen für Flüsse auf den vier damals bekannten Kontinenten: Donau, Ganges, Rio de la Plata und Nil, an den jeweiligen Tieren und Pflanzen sind die Kontinente zu erkennen. In diesem Brunnen wurde auch einer der Kardinäle bei „Illuminati“ ermordet – in Wahrheit ist der Brunnen nicht sehr tief. Gegenpole zu diesem zentralen und größten Brunnen sind im Norden der Neptunbrunnen, wo Neptun einen Oktopus ersticht, und im Süden Fontana del Moro mit seinen Meeresgöttern.
Der berühmteste Brunnen Roms ist jedoch der spätbarocke Trevi-Brunnen, Fontana di Trevi. Imposante 26 Meter hoch und 50 Meter breit ist er der größte Brunnen Roms – und hat nicht nur Anita Ekberg und Marcello Mastroianni in „La Dolce Vita“ zum Baden verführt. Dies ist freilich nicht gestattet und wird auch streng überwacht. Der alten Tradition, Münzen hinter sich in den Brunnen zu werfen, damit man wieder nach Rom kommt, sind wir (und viele andere) gerne gefolgt, das viele so „gespendete“ Geld wird einem wohltätigen Zweck zugeführt. Schwierig ist es nur, einen Platz zum Werfen direkt am Brunnen zu ergattern, auch hier wimmelt es von Touristen.
Viele Brunnen sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch sehr nützlich. Denn eine tolle Institution in Rom sind die vielen öffentlichen Trinkwasserbrunnen. Ob in den Kolonnaden am Petersplatz, in den vatikanischen Museen, im Kolosseum oder auf der Piazza Navona und auch sonst an vielen Ecken gibt es diese Brunnen, die Einheimische wie Touristen gleichermaßen und gerne nutzen. Also immer eine Trinkflasche im Gepäck haben! Wenn es sich um Trinkwasser handelt („acqua potabile“), ist dies (meist) ausgeschildert!
„Piazze der Römer“ – mit Touristen in der Minderheit – gibt es natürlich viele – die Piazza in Testaccio (Santa Maria Liberatrice) ist eine davon, wo sich das römische Leben vor allem abends und am Wochenende abspielt. Wir waren aufgrund der Nähe zu unserem Hotel mehrfach vor allem Abends hier, da sich in Testaccio auch zahlreiche gute und „bodenständig-römische“ Restaurants befinden (siehe auch: Auf nach Rom!). Unweit dieses Platzes sei auch ein typischer italienischer Markt empfohlen, der Nuovo Mercato di Testaccio, wo sich allerlei Köstlichkeiten erwerben und teils sofort verzehren lassen. Wie wäre es mit überbackenen Tomaten, gefüllten Piadine (Fladenbrote), oder einfach Formaggi und Salumi, zum Nachtisch Cannoli aus Sizilien, noch ein Bio-Smoothie und ab damit in die Mitte des Marktes, wo sich für den Verzehr ein Bereich mit Tischen und Stühlen befindet. Lecker!
Ein kleiner Spaß, den wir uns mit den Kindern auf allen unseren Spaziergängen gemacht haben, ist „Romulus und Remus“ zu suchen. Die beiden Gründer der Stadt Rom und die Wölfin sind an vielen Stellen zu finden, nicht nur die schöne Statue am Kapitolsplatz, sondern beispielsweise auch auf Lieferwägen oder Polizeihäuschen. So konnte so mancher Gang von einer zur anderen Sehenswürdigkeit spielerisch verkürzt werden!
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