Spaziergänge im antiken Rom

Rund um die sieben Hügeln Roms – Aventin, Caelius, Esquilin, Kapitol, Palatin, Quirinal und Viminal – stolpert man quasi an jeder Ecke über antike Gebäude und Trümmer.  Hier liegen das Forum Romanum, das Kolosseum, der Circus Maximus und die Caracalla Thermen, sowie weiter im Süden die Via Appia Antica mit ihren Katakomben.

Kolosseum

Ohne Zweifel ist das antike Wahrzeichen der Ewigen Stadt das Kolosseum. Das finden auch Millionen besuchswillige Touristen – auch hier ist es in unseren Augen lohnenswert, Karten im Vorfeld übers Internet zu besorgen (unter 18 Jahren freier Eintritt). Wir haben diese über die offizielle Seite coop culture gekauft, lediglich eine Reservation Fee (derzeit 2 Euro) wird hier aufgeschlagen. Achtung: Im Internet finden sich zahlreiche, allesamt natürlich teurere, kommerzielle Anbieter – wer ohne Führung ins Kolosseum will, ist mit den „Standardtickets“ bestens bedient (Audioguides können vor Ort ausgeliehen werden). Wieder sind wir so an der Schlange vorbei innerhalb von Minuten durch die Sicherheitskontrolle gekommen.

Auch hier muss das Online-Ticket hinter der Sicherheitsschleuse an einer Kasse in ein Eintrittsticket umgetauscht werden – allerdings war an unserer Kasse keine Schlange, im Gegensatz zur Schlange der anderen. Im Internet finden sich teils Hinweise, dass die Schlange der „Online-Tickets“ länger sei – bei uns waren beide Male die Schlangen der „Online-Tickets“ deutlich kürzer bzw. nicht vorhanden.

 

Die Tickets sind übrigens Kombi-Tickets für Kolosseum und Forum Romanum, zwei Tage hat man Zeit für einen Besuch. Wer kein Online-Ticket hat, ist besser beraten, eine Eintrittskarte an einem Ticketschaltern für das Forum Romanum zu kaufen, hier sind die Schlangen meist kürzer als im Kolosseum.

Nach so viel Vorrede sind wir aber jetzt im Kolosseum angekommen – der „Vergnügungsarena“ der Römer in der Antike und dem größten jemals gebauten Amphitheater der Welt. Nach jahrelangem Bau wurde das Kolosseum 80 n. Chr. eingeweiht und war bis 523 n. Chr. in Betrieb. Über 50.000 Zuschauer fanden hier Platz und ließen sich von den zumeist sehr blutigen und grausamen Veranstaltungen unterhalten. Es gab insbesondere zwei Arten von „Spielen“: Gladiatorenkämpfe und Tierkämpfe. Die menschlichen Kämpfer konnten es durchaus zu Ansehen und Vermögen bringen – wie im Film „Gladiator“ auch zu sehen ist.

Die Löwen, Bären, Hyänen und sogar Elefanten und Giraffen wurden in Käfigen unterhalb der Arena gehalten und mit Aufzügen nach oben gehoben und kämpften dort gegeneinander oder gegen Menschen. In der Anfangszeit, vor dem Bau der Stallungen, konnte das Kolosseum sogar für „Seeschlachten“ geflutet werden.

Dass die Tickets nicht einmal etwas kosteten und dazu auch noch Lebensmittel an die Zuschauer verteilt wurden, war Teil des Konzepts „panem et circenses“, Brot und Spiele, mit dem sich die Herrschenden die Gunst des Volkes sicherten.

Da man annahm, hier seien auch viele Christen umgebracht worden, weihte Papst Benedikt XIV. den Bau im 18. Jahrhundert allen Märtyrern, was auch ein großes Kreuz in der Arena zeigt. Heute ist das Kolosseum mit seiner blutrünstigen Vergangenheit auch ein Mahnmal: Wenn ein Land die Todesstrafe aussetzt oder abschafft, wird das Kolosseum für 48 Stunden in buntem Licht angestrahlt.

Rom Kolosseum Kreuz

Der Rundgang auf den verschiedenen Ebenen (für manche Ebenen gibt es wohl Sondertickets, haben wir nicht genutzt) durch das riesige Amphitheater ist für Kinder wie für Erwachsene beeindruckend. So einen Bau vor fast 2.000 Jahren zu bewerkstelligen, war eine architektonische Meisterleistung – unabhängig von den grausamen Vorgängen hier.

Und noch ein paar praktische Tipps: Entgegen der Ankündigung im Reiseführer und diversen Blogs wurde uns nicht das Wasser am Eingang abgenommen. Im Inneren gibt es aber auch eine „Nachfüllstation“ sowie die Möglichkeit, Getränke zu kaufen. Toiletten sind ebenfalls vorhanden.

 

Forum Romanum und Palatin

Nächste Station unserer Tour war das unmittelbar benachbarte Forum Romanum und der Palatin (im Kombiticket enthalten). Einfach am Konstantinbogen die hübsche gepflasterte Straße zum nächsten Triumphbogen nach oben gehen, Tickets vorzeigen und nochmals die Sicherheitskontrolle durchlaufen. Alternativ gibt es auch weitere Eingänge zum Forum Romanum von anderen Seiten – man hat für beide Besuche wie gesagt zwei Tage Zeit.

Das Forum Romanum war das politische, religiöse und gesellschaftliche Zentrum des alten Rom. Einen sehr guten Überblick hat man vom Palatin (einer der sieben Hügel Roms) über die Anlage, also sind wir erst hier „hinaufgestiegen“ und haben diese bedeutendste archäologische Ausgrabungsstätte Roms auf uns wirken lassen. Anschließend haben wir das Forum Romanum mit seinen zahlreichen Ruinen erkundet – zwischen den Säulen, Statuen und Tempelresten lässt es sich herrlich spazieren gehen und es gibt an jeder Ecke etwas zu entdecken. Es gäbe sehr viel zu erzählen über die einzelnen Bauwerke – das überlasse ich den Historikern. Aber sowohl uns als auch den Kindern hat unser Erkundungsrundgang gut gefallen!

Anschließend sind wir auf den nördlich anschließenden Kapitolhügel aufgestiegen, haben „Romulus und Remus“ mit der Wölfin sowie der Statue des Kaisers Marc Aurel einen Besuch abgestattet (seiner Kopie, das Original steht im Museum).

Rom Romulus und Remus Kapitol

Weiter südlich des Forum Romanum und Kolosseum gelangt man zum Circus Maximus, der bereits 500 v. Chr. erbaut und bis zum 6. Jahrhundert genutzt wurde. Wie das Kolosseum diente diese Arena der Unterhaltung, die berühmten Wagenrennen fanden hier statt – „Ben Hur“ lässt grüßen. Von der einst riesigen Anlage, hier fanden bis zu 250.000 Besucher Platz, sind heute allerdings nur noch wenige Fundamentreste und Trümmer vorhanden.

Rom Circus Maximus

Caracalla-Thermen

Noch ein kleines Stück weiter südlich befinden sich die Caracalla-Thermen. Besagte Geschichtsarbeit unserer Tochter veranlasste uns, auch diese Ausgrabungsstätte zu besuchen, schon im Flugzeug hat sie uns aufgezählt, was die damaligen Römer in einer Therme so alles machten: (dampf-)baden, ringen, sich massieren lassen, in Gärten spazieren gehen, eine lateinische oder griechische Bibliothek besuchen, diverse Ballsportarten spielen und natürlich Sozialkontakte pflegen. Und das alles zu einem niedrigen Eintrittspreis, der nicht nur gut betuchten Römern einen Besuch ermöglichte, sondern gerade auch dem (einfachen) Volk.

Im 3. Jahrhundert nach Christus erbaut, waren die Caracalla-Thermen nicht nur die mit dem meisten Luxus, sondern lange Zeit auch die größte unter den Badeanlagen der römischen Welt. Von den prächtigen Glas- und Marmor-Mosaiken, zahlreichen reich verzierten Säulen und Statuen ist heute leider nicht mehr viel zu sehen. Dass die Anlage mit ihren Schwimm-, Kalt- und Warmbädern riesig war – rund 1.500 Menschen konnten hier gleichzeitig baden – ist allerdings eindrucksvoll an den Ruinen erkennbar.

Via Appia Antica und Katakomben

Für uns alle neu war ein Besuch der Via Appia Antica und der Katakomben. Und um es vorweg zu nehmen: Es war für die Kinder der Höhepunkt unseres Rom-Trips!

Es gibt insgesamt mehr als 60 Katakomben in Rom, unterirdische Grabanlagen der frühen Christen, die teilweise besichtigt werden können. Sie lagen alle außerhalb des damaligen Stadtzentrums, da es verboten war, innerhalb der Stadtmauern Tote zu beerdigen (reiche Römer wurden eingeäschert). Entlang der Via Appia Antica, die das antike Rom mit der Hafenstadt Brindisi verband, liegen gleich mehrere Katakomben.

Wir haben uns für die Katakomben des Heiligen Sebastian entschieden, die zwar nicht die größten sind, aber aus diesem Grund auch laut Berichten etwas weniger überlaufen und außerdem nicht nur Gräber, sondern auch eine hervorragend erhaltene Nekropole heidnischen Ursprungs, einen Versammlungsplatz für Totenfeiern sowie eine Kapelle zur Verehrung des Märtyrers Sebastian – alles unterirdisch – enthält.

Rom Basilika des Heiligen SebastianDorthin gelangt ihr am besten mit dem Bus, nahe den Caracalla-Thermen fährt an der Via di Porta San Sebastiano der Bus Nr. 118 bis zur Haltestelle Basilica S. Sebastiano. Der Eingang zu den Katakomben befindet sich in einem Seitenschiff der Basilika des Heiligen Sebastian, der Ticketschalter (Eintritt inkl. Führung Erwachsene: 8 Euro, Kinder 6-15: 5 Euro) samt kleinem Museum (zur Überbrückung der Wartezeit auf eine Führung) rechts neben der Basilika.

Alle Katakomben können nur im Rahmen einer Führung besucht werden. Das überrascht nicht, wenn man weiß, dass allein diese Katakomben, die wie gesagt nicht die größten sind, unterirdische Gänge von 12 Kilometern Länge umfassen – verlaufen möchte ich mich hier wahrlich nicht!

In den Sebastians-Katakomben gibt es auch regelmäßige Führungen auf Deutsch (neben Englisch, Spanisch, Französisch und natürlich Italienisch). Wir mussten lediglich 15 Minuten warten und konnten dann mit einer sehr netten, gut deutsch sprechenden Führerin und etwa 15 Teilnehmern die Katakomben betreten. Mit ihr ging es in die bis zu drei Stockwerke tiefe Grabanlage, die in labyrinthartigen Gängen insgesamt rund 65.000 Gräber enthält: einfache, in den Tuff gehauene Gräber an jeder freien Stelle, etwas aufwändigere, gemauerte Gräber oft für mehrere Tote übereinander und noch größere, oft verzierte, „Familiengruften“. Vom 2. bis 5. Jahrhundert wurde diese Grabstätte von den frühen Christen genutzt.

Neben diesem schon sehr beeindruckenden Rundgang (leider ist fotografieren verboten), bei dem die Führerin uns neben den verschiedenen Gräbern auch Inschriften und sonstige Besonderheiten höchst anschaulich auch für Kinder erklärte, gibt es drei Höhepunkte der Besichtigung. Zum einen die unterirdische Kapelle für den Märtyrer Sebastian, der hier seine erste Ruhestätte nach seiner „zweimaligen Ermordung“ fand. Zunächst wurde Sebastian mit Pfeilen erschossen (weshalb er stets von Pfeilen durchbohrt dargestellt wird), überlebte aber und wurde gesund gepflegt, bevor er sich erneut zu seinem Glauben bekannte und erschlagen wurde. Zweites Highlight der Besichtigung ist ein unterirdischer Versammlungsplatz für Totenfeiern, wo in mehreren Inschriften, quasi „antiken Graffiti“, Petrus und Paulus genannt werden – es wird vermutet, dass sich auch ihre Gebeine zeitweise hier befanden. Am Beeindruckendsten ist eine Nekropole heidnischen Ursprungs aus dem 1. Jahrhundert, mit hervorragend erhaltenen Grabstätten, ganzen Häusern mit mehreren Gräbern, Grabbeigaben, Wandmalereien und Stuckarbeiten.

Abschluss der Führung bildet ein Besuch der oberirdischen Basilika, eine der sieben Pilgerkirchen von Rom, wo sich das heutige Grab des Heiligen Sebastian sowie mehrere Skulpturen und Reliefs des Märtyrers befinden.

Als Fazit kann ich nur wiederholen: Der Besuch dieser Katakomben war ein tolles Erlebnis für uns alle, ich kann es gerade Familien mit Kindern nur wärmstens empfehlen!

 

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