Unsere Lieblingsorte in der Altstadt von Valencia habe ich in diesem Blog ausführlich beschrieben. Den Gegenpol zur Ciutat Vella bildet die Ciutat de les Arts i les Ciencies südöstlich der Altstadt in Richtung Meer und die ausgedehnten Stadtstrände.
Ciutat de les Arts i les Ciencies
Ein Must-Do und Must-See aus unserer Sicht ist eine Fahrradtour durch das ehemalige Flussbett der Turia, die Jardins de Turia, bis zur Ciutat de les Arts i les Ciencies im Süden der Stadt. Die „Gärten der Turia“ sind eine insgesamt acht Kilometer lange parkähnliche Anlage mit Spielplätzen und Sportstätten. Wir starten am Stadttor Torres de Serranos und legen die rund vier Kilometer lange Strecke auf einem durchgängigen Radweg in 15 Minuten zurück.
Die Ciutat de les Arts i les Ciencies, die „Kunst- und Wissenschaftsstadt“, ist der moderne Gegenpol zur Altstadt und wurde im wesentlichen vom valencianischen Stararchitekten Santiago Calatrava um die Jahrtausendwende errichtet. Der mittlerweile als modernes Wahrzeichen der Stadt geltende Komplex war und ist nicht unumstritten, Gesamtkosten von 1,1 Milliarden Euro, ein astronomisches Honorar für den Architekten (es kursieren verschiedene Zahlen) sowie hohe Wartungskosten wurden und werden kritisiert und das sicherlich nicht zu Unrecht, insbesondere für das (verstärkt durch die Finanzkrise 2008) hoch verschuldete Valencia. Aber die Stadt wollte mit diesem Prestigeobjekt ihr Profil schärfen und der ewigen Konkurrentin Barcelona (Prestigeobjekt Olympia) und der viertgrößten Stadt des Landes Sevilla (Prestigeobjekt Expo) etwas entgegen setzen.
Ohne Zweifel ist der Komplex, bestehend unter anderem aus einem Wissenschaftsmuseum, zwei Veranstaltungshäusern für Opern- und Konzerte sowie für Sportveranstaltungen und Ausstellungen, einem IMAX-Kino und dem größten Aquarium Europas (L’Oceanografic wurde als einziges nicht von Calatrava, sondern von Felix Candela entworfen) auch wirklich sehenswert und ein Touristenmagnet schlechthin. Die Gebäudeformen sind Wassertieren wie Krebsen und Muscheln nachempfunden und liegen inmitten von Wasserbassins, die neben ihrer optischen Funktion auch als „Spielfläche“ (z.B. für „Water-Walking-Bälle“ und Standup-Paddling) genutzt werden. Fotografen können sich hier stundenlang austoben und wohl kein Besucher versäumt es, ein Foto vom übermannshohen Valencia-Schriftzug zu machen.
Interessanterweise liegen in unmittelbarer Nachbarschaft des Komplexes (neben einem riesigen Shopping-Center) auf dem fruchtbaren ehemaligen Schwemmland des Turia-Flusses ausgedehnte landwirtschaftliche Flächen, wo beispielsweise Artischocken angebaut werden. Wir essen hier zu Mittag, im sehr empfehlenswerten Restaurant Alqueria del Pou (siehe Kulinarische Spezialitäten in Valencia).
Strände
Anschließend fahren wir noch weiter zum Strand (mit dem Rad von der Ciutat aus 10 bis 15 Minuten, Radwege vorhanden), denn auch hierfür ist Valencia berühmt. Beginnend mit der Playa de las Arenas/El Cabanyal im Süden, direkt am Hafen, erstrecken sich die Stadtstrände mit feinstem Sand über mehrere Kilometer Länge und auf einer Breite von 800 Metern, gesäumt von einer Promenade samt Palmenallee und unzähligen Restaurants und Cafés. Und bei 300 Sonnenstunden im Jahr lässt es sich zu jeder Jahreszeit hier aushalten, auch jetzt im Januar herrscht bestes Wetter, einige wagen sich sogar ins Wasser.

Dieser Teil von Valencia ist natürlich nicht wirklich „Neustadt“, die Viertel am Strand sind ehemalige Fischer(Vor)Orte, die momentan eine Renaissance erfahren, wie zum Beispiel El Cabanyal. Ziel einer Bürgerinitiative ist es, das Viertel (Straßen und Infrastruktur) zu modernisieren und als (bezahlbaren) Wohnraum insbesondere für Familien und Senioren attraktiv zu machen (und im Gegensatz zum altstadtnahen Viertel Russafa/Ruzafa nicht zu einem neuen Kneipen- und Ausgehviertel werden zu lassen). Parallel zieht El Cabanyal auch viele Künstler an, exemplarisch für die Umgestaltung sei die ehemalige Eisfabrik (La Fabrica de Hielo) genannt, die sich zu einem Kultur- und Veranstaltungszentrum entwickelt hat.
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