Island: schwarze Klippen, Strände und Papageitaucher

Als Kind hatte ich einen Naturführer über Ozeane, auf dessen Titelbild ein Papageitaucher abgebildet war. An den restlichen Inhalt erinnere ich mich nicht mehr genau, aber diese putzigen Vögel, auch „Clowns der Meere“ genannt, wollte ich schon damals unbedingt einmal sehen. Nirgends geht dies besser als auf Island, hier brüten die Puffins, in Island Lundi genannt, jährlich von April/Mai bis August mit etwa drei bis vier Millionen Paaren . Die restliche Zeit verbringen die Vögel auf dem offenen Meer.

Schon bei unserem ersten Islandbesuch hatten wir versucht, Papageitaucher zu sehen, was uns allerdings nur aus weiter Ferne gelang (siehe Islands Tierwelt: Von Walen, Islandpferden und Papageitauchern). Das wollte ich jetzt ändern! Ich hatte gelesen, dass es im Naturschutzgebiet von Dyrholaey bei Vik i Myrdal eine Kolonie gibt und praktischerweise liegt dies quasi vor den Toren meiner Unterkunft.

Leider spielt das Wetter an den letzten beiden Tagen meines Islands-Aufenthalts nicht mehr so richtig mit und der beeindruckende Dyrholaey-Felsen liegt fast permanent im Nebel. Trotzdem mache ich mich auf den Weg, über die Straße 218, die direkt zum und auf den Felsen führt. Der untere – geteerte – Weg endet an einem Parkplatz samt kleinem Besucherzentrum mit Toiletten. Der andere Weg, der rechts den Berg hinauf führt, ist eine steile Schotterpiste, die laut Hotel nur für 4×4 empfohlen wird. Also parke ich unten und schaue mir zunächst hier alles an.

Trotz des Nebels und leichten Nieselregens ist eine sagenhafte Landschaft zu erkennen, sie ist so eindrucksvoll, dass ich insgesamt dreimal hier her fahre, in der Hoffnung, eine Wolkenlücke zu finden (was mir nur teilweise gelingt). Vom unteren Parkplatz blickt man auf der einen Seite auf den Dyrholaey-Felsen mit seinem Felsentor und den vorgelagerten Inseln. Um die Aussichtsplatzform entdecke ich eine kleine Felsenbrücke.

  • Island Dyrholaey
  • Island Dyrholaey Naturschutzgebiet Karte
  • Island Dyrholaey
  • Island Dyrholaey
  • Island Dyrholaey

Auf der anderen Seite ist der Blick mindestens genauso beeindruckend, denn hier blickt man auf den langen schwarzen Strand Reynisfjara und den Felsen Arnardrangur, Adlerfelsen, auf dem früher wirklich einmal Adler genistet haben sollen. Und unten im schwarzen Lavasand sitzt eine Gruppe Eiderenten, Dyrholaey ist für seinen Vogelreichtum bekannt, das ist hier deutlich zu sehen!

  • Island Dyrolahey Blick auf Reynisfjara
  • Island Dyrholaey Eiderenten auf dem Strand

Und – was fliegt denn da, ein wenig „unelegant“, durch die Gegend? Tatsächlich ein Papageitaucher! Sie nisten direkt hier auf der Klippe gegenüber dem Arnadrangur und sind am besten in den frühen Morgen- oder späten Nachmittag-/Abendstunden zu sehen. Die rund 30 cm taubengroßen Vögel sind keine besonders ästhetischen Flieger, weshalb man sie aber gut schon im Anflug erkennen kann, aber umso bessere Fischer und Schwimmer. Sie brüten in Nisthöhlen im Erdreich an der oberen Klippenkante oder in Felshöhlen an der Klippe. Eine ganze Weile beobachte ich die niedlichen Vögel, die dankenswerterweise immer einige Zeit vor ihrer Bruthöhle sitzen, bevor sie durchstarten. Sie sollen sehr zutraulich und relativ leicht zu fangen sein, weshalb sie früher auch gerne auf dem Speisezettel der Isländer standen. Ich finde sie einfach nur reizend mit ihrer hübschen Gesichtszeichnung und dem großen bunten Schnabel!

Trotz des nicht optimalen Wetters starte ich danach noch einen Klippenspaziergang in Richtung Leuchtturm, der wie gesagt über die Schotterpiste auch per Auto erreichbar ist. Aber allein schon der Aussicht wegen lohnt sich der Weg zu Fuß, in weniger als 30 Minuten ist der Aufstieg möglich (ich habe für die 1,4 km, Höhenunterschied 70 Meter, 20 Minuten benötigt). Der Pfad, mit ordentlichem Schuhwerg gut begehbar, ist durchgehend in Richtung Klippenkante abgesichert, zum Schutz der Puffins, der Vegetation und vor allem der leichtsinnigen Wanderer, mehrfach wird vor Absturzgefahr gewarnt. Rechts und links blüht es für isländische Verhältnisse zu dieser Jahreszeit kräftig, mein Liebling ist der Arktische Thymian. Wegen der empfindlichen Flora sollte der Pfad nicht verlassen werden.

Auf dem Weg nach oben erwische ich immer wieder eine Wolkenlücke und es bietet sich ein fantastischer Ausblick über die Klippen und den Reynisfjara! Oben angekommen sehe ich allerdings kaum den Leuchtturm, geschweige denn die Aussicht. Schade, aber auch das ein Grund, hier noch einmal herzukommen.

  • Island Dyrholaey Aufstieg im Nebel
  • Island Dyrholaey Absturzgefahr!
  • Island Dyrholaey Leuchtturm im Nebel

Anschließend fahre ich auf die andere Seite der Bucht, zurück auf die Ringstraße und dann auf der Straße 215 zur Black Beach Reynisfjara. Die geteerte Straße endet ebenfalls an einem Parkplatz (Restaurant und Toiletten gegen Bezahlung vorhanden). War vorher die Klippe die Gefahr, ist es hier die gefährliche Brandung, mehrfach wird davor gewarnt, zu nahe ans Meer zu gehen und tatsächlich gibt es immer wieder tödliche Unfälle, wenn Menschen von der starken Brandung in den kalten Nordatlantik gezogen werden.

Am Strand herrscht mit dem regnerischen Wetter und dem dunklen Sand eine herrlich düstere Stimmung. Das kommt mir irgendwie bekannt vor, tatsächlich wurden hier Szenen von Game of Thrones (übrigens auch von Star Trek, das habe ich allerdings nicht gesehen) gedreht! Die Location diente in Staffel 7 als Kulisse für die Ostwacht (Eastwatch-by-the-Sea), das äußerste Ende der Mauer. Aber auch ohne dieses Wissen ist dieser Platz magisch, die schwarzen Basaltsäulen ragen unbewachsen in die Höhe, die Wellen brechen an den schwarzen Strand, über mir kreisen die Seevögel und auch hier nisten die Papageitaucher. Tatsächlich passt das neblige Wetter perfekt zur Stimmung, nur leider sehe ich die ebenfalls berühmten Felsen im Meer, Reynisdrangur, nicht.

  • Island Reynisfjara
  • Island Reynisfjara
  • Island Reynisfjara Basaltsäulen
  • Island Reynisfjara Basaltsäulen

Anschließend geht es, vorbei am malerischen Kirchlein Reyniskirkja, zurück nach Vik i Myrdal, das ebenso ein hübsches Kirchlein zu seinen Wahrzeichen zählt. Mich zieht es aber ins Warme und ich genieße eine Hot Lava Soup bei der kleinen, familiengeführten Soup Company. „Ist das Schimmelbrot“, fragte meine Familie entsetzt – nein, das ist sehr leckere Gulaschsuppe in schwarzem Lava-Brot! Und da wir schon beim Essen sind, eine weitere Empfehlung, wenn ihr in Vik seid: Smidjans Brugghus, eine Lokalbrauerei mit extrem leckerem (aber natürlich wie überall auf Island teuren) Bier und guten Burgern. Takk fryr matinn – sagt der Isländer nach einer guten Mahlzeit!

  • Island Reynisfjara Kirche
  • Island Kirche Vik i Myrdal
  • Island Vik i Myrdal Soup Company
  • Island Vik i Myrdal Smidjan Brugghus

Und als ich meine Fahrt zum Flughafen antrete, hat der Dyrholaey ein Erbarmen und zeigt sich wenigstens einmal halbwegs ohne Wolken!

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