Die zwei restlichen Tage meines Kurztrips verbringe ich in und um das Kleinstädchen Vik, dem südlichsten Punkt von Island. Nachdem die ersten Tage das Thema „Feuer“ im Mittelpunkt stand, ist es jetzt „Eis„. Schon auf der Fahrt nach Vik sehe ich von der Ringstraße aus deutlich die beiden Gletscher Eyafjallajökull (ja, genau, unter ihm liegt der Vulkan, mit dessen Ausbruch 2010 der Flugverkehr über Europa ausgebremst wurde) und Myrdalsjökull. An einem der „Ausläufer“ des letzteren, dem Solheimajökull, starte ich meine Gletscher-Erlebnisse.
Der Solheimajökull ist nur wenige Kilometer von der Hauptstraße entfernt gut über eine geteerte Straße erreichbar. Vom Parkplatz aus läuft man etwa 700 Meter/10 Minuten zum Gletschersee. Aufgrund der vielen mitgeführten Sedimente ist das Wasser leider braun, aber es schwimmen immerhin malerisch ein paar Eisberge darin.
Ohne eine geführte Gruppe (von hier aus starten auch Gletschertouren, sie sind in der Ferne auf dem Gletscher deutlich zu sehen) endet der Weg an einer Schautafel mit Blick auf den Gletscher und See. Der viel bekanntere Jökulsarlon ist wesentlich attraktiver – aber dieses Mal reicht mir nicht die Zeit, um dorthin zu fahren. Und für einen Einstieg ist der Solheimajökull allemal gut!
Am nächsten Tag habe ich eine Gletschertour gebucht. Sie startet in Vik und führt zu einem Ausläufer des Myrdalsjökull. Dieser Gletscher liegt über einem Vulkan namens Katla. Einige von euch kennen Katla vermutlich als feuerspeiendes Drachenweibchen aus Astrid Lindgrens „Brüder Löwenherz“. Dieser Name kommt nicht von ungefähr, denn der Vulkan Katla, der zweitgrößte Islands, gilt als sehr gefährlich und hat bei seinem letzten Ausbruch 1918 für große Verwüstung gesorgt. Die Kombination von Eis/Wasser und Lava führt bei einem Ausbruch zu einer explosiven Mischung und sorgt für gewaltige Schlammlawinen. Üblicherweise bricht Katla zweimal pro Jahrhundert aus – daher ist der nächste Ausbruch quasi überfällig.
In einem „Superjeep“ starten wir mit 14 Personen zum Gletscher. Zunächst geht es über die riesigen, mit Lupinen bedeckten Sanderflächen – Schwemmkegel des Gletschers aus Sand, Kies und Geröll. Nach 40 Minuten holpriger Fahrt kommen am Gletscher an, sind gut durchgeschüttelt, aber mit isländischen Anekdoten und der Sage von Katla unterhalten von unserem Guide. Alle erhalten einen Helm und Schnee-Spikes und wir starten unsere Tour über die Randbereiche des Gletschers.
Durch den feinen Vulkansand und Schmutzpartikel im Eis, die beim Abschmelzen auf der Oberfläche verbleiben ist der Gletschern an vielen Stellen von einer schwarzen Schicht überzogen. Unter ihr zeigt sich reinstes, klares Eis, mit Luftbläschen aus vergangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten. Nach 15 Minuten erreichen wir eine kleine Eishöhle, entstanden durch mühlenartig wirkende Wasserströme im Gletscher. Nur einzeln können wir – und auch nur wenige Meter weit – die Höhne betreten. Damit alle an die Reihe kommen, ist der Aufenthalt darin leider nur kurz. Schade, ich hatte mir etwas mehr Zeit erhofft, um das türkis schimmernde, glasklare Eis genau anzuschauen. Schwarze Bänderungen entstammen Vulkanausbrüchen vor Jahrhunderten, auch die Lufteinschlüsse sind gut zu erkennen. So ein Gletscher kann wahrlich eine Geschichte erzählen!
Anschließend steigen wir wieder in den Jeep und fahren zu einer anderen Stelle. Wir überqueren die Hauptentwässerungslinie des Gletschers und laufen über seine hügelige Aufschüttungsfläche dorthin, wo die ehemalige „Schauhöhle“ lag. Diese wäre deutlich größer gewesen, wie uns ein eindrucksvolles Gletschertor verdeutlicht. Das Gebiet darf von Gruppen allerdings nicht mehr betreten werden, zu groß ist die Gefahr herabstürzender Eisbrocken – da hätte auch ein Helm nichts mehr geholfen. Wunderschön zeigt sich auch hier an einem kleinen Gletscher-Wasserfall ein Regenbogen.
Trotz der nur kleinen zu besichtigenden Höhle war es dennoch ein eindrucksvolles Erlebnis. Das nächste Mal hoffe ich auf eine ähnliche Tour auf Islands größtem Gletscher, dem Vatnajökull mit seiner wunderschönen Gletscherlagune Jökulsarlon. Und als ob der Vatnajökull mich gehört hätte, grüßt er mich mit einem letzten Anblick aus dem Flugzeug, als ich einen Tag später Island verlasse.

Alle Berichte von deinem Kurztripp in Island sind super beeindruckend.
Wieder klasse Bilder. Mach weiter so!!!
LikeLike
Vor drei Jahren konnten noch alle bis zum Eisrand laufen, ist der Gletscher so stark geschmolzen oder hat das Sicherheitsgründe?
LikeLike
Man kann schon noch zum Gletscher laufen, das tun ja auch die Gruppen von hier aus. Allerdings ist das „offiziell nicht erwünscht“, zum einen wohl aus Sicherheitsgründen, zum anderen, um den Gruppenführungen das Geschäft zu ermöglichen. Die „Aussichtsplattform“ ist aber nur mit einer Kordel „abgetrennt“ in Richtung Gletscher.
LikeGefällt 1 Person