Luzern: Zwischenstopp auf dem Weg nach Italien

Dieses Jahr kommt für uns coronabedingt nur ein Urlaub mit dem Auto im nahen europäischen Ausland infrage. Wir haben weniger Angst vor einer Ansteckung als vor der plötzlichen Deklaration eines Landes als „Hochinzidenzgebiet“ – denn das bedeutet Quarantäne für einen Teil von uns nach der Heimkehr. Dieses „Schicksal“ ereilte kürzlich Spanien, die Niederlande und bereits zuvor Portugal. Glücklicherweise hatten wir im Winter eine gute Wahl getroffen und uns für Italien als Urlaubsziel entschieden. Hier sind die Inzidenzen derzeit geringfügig höher als bei uns in Deutschland, bei Einreise müssen lediglich ein Formular ausgefüllt und unsere Impfnachweise vorgezeigt bzw. für unsere Jüngste ein negativer Schnelltest vorgelegt werden (Stand Ende Juli 2021). Zwar werden sich die Bedingungen in Italien ab August verschärfen, aber dann sind wir ja schon wieder fast auf dem Heimweg.

Da wir ungern länger als sechs Stunden täglich im Auto sitzen, entscheiden wir uns für einen Zwischenstopp in der Schweiz, dieses Mal in Luzern. Auch hier galt es natürlich, die aktuellen Coronabedingungen zu checken, doch – das wussten wir aus dem Herbsturlaub letztes Jahr – die Schweizer sind diesbezüglich relativ „entspannt“. Für Einreisende mit dem Auto gibt es weder eine Registrierungs- noch eine Testpflicht. Den Coronatest für unsere Jüngste haben wir aber schon für Italien in der Tasche – das gibt auch in der Schweiz ein gutes Gefühl.

Luzern, im gleichnamigen Kanton in der Zentralschweiz gelegen, liegt malerisch inmitten von Bergen am Vierwaldstättersee. Wir checken ins „ibis Styles Luzern City“ in der Friedenstrasse ein, das wir Familien sowohl preislich als auch lagetechnisch empfehlen können. Das Hotel liegt nicht nur wenige Gehminuten vom Seeufer und der Altstadt entfernt, sondern auch in unmittelbarer Nähe des „Sterbenden Löwen“ (Denkmalstrasse). Wer kein Schweizer ist oder noch nicht in Luzern war, kennt dieses Denkmal – so wie wir – vielleicht nicht. Dabei ist es eines der meistbesuchten Luzerner und sogar Schweizer Monumente, lernen wir. Die sechs mal zehn Meter große Statue ist aus dem Sandsteinfels gehauen und liegt an einem Weiher inmitten eines Parks. Zunächst wirkt es, als ob der Löwe ruht, beim genaueren Hinschauen bemerkt man sein schmerzverzerrte Gesicht und den Speer im Rücken des mächtigen Tieres. Der Löwe wurde zum Gedenken an die im 18. Jahrhundert beim Tuileriensturm gefallenen Schweizergardisten errichtet, rund 1000 von ihnen hatten in Paris ihre Loyalität zu König Louis XVI mit dem Leben bezahlt. Diese Tage jährte sich seine Einweihung zum 200. Mal, sie fand am 10. August 1821 statt. Der Löwe ist umgeben von der lateinischen Inschrift: HELVETIORUM FIDEI AC VIRTUTI (Der Treue und Tapferkeit der Schweizer), was dessen Bedeutung für die Schweizer verdeutlicht. Uns beeindruckt vor allem die künstlerische Leistung und wir können nachvollziehen, warum Mark Twain den Löwen zum „traurigsten und bewegendsten Stück Stein der Welt“ ernannt hat.

  • Luzern Sterbender Löwe
  • Luzern Sterbender Löwe
  • Luzern Sterbender Löwe
  • Luzern Sterbender Löwe

Wir laufen weiter in Richtung Seeufer und Altstadt und hier als erstes über das für uns bekannteste Wahrzeichen der Stadt, die gedeckte, mittelalterliche Kapellbrücke über den Fluss Reuss. Sie ist mit über 200 Metern Länge eine der längsten sowie eine der ältesten überdachten Holzbrücken Europas – zumindest in Teilen. Ursprünglich wurde die Brücke im 14. Jahrhundert erbaut, wir erinnern wir uns jedoch noch gut an den Brand, der die Brücke 1993 größtenteils zerstört hat. Der Feuersbrunst zum Opfer fielen auch rund zwei Drittel der 110 damals aufgehängten Bilder (insgesamt existierten 158 Bilder, die damals – glücklicherweise – teils an anderer Stelle aufbewahrt wurden). Schon weniger als ein Jahr später war die Brücke restauriert und wieder zugänglich. Heute erkennt man nur noch an teils leeren, teils verkohlten Bildern die einstige Katastrophe, die vermutlich durch eine weggeworfene Zigarette entstanden war. Die Bilder zeigen unter anderem Szenen aus der Bibel, über die Stadtgeschichte und über die Stadtheiligen.

Den Brand überstanden hat der steinerne achteckige Wasserturm, der sogar noch älter als die Brücke ist. Er diente unterschiedlichen Zwecken: als Wachturm, Stadtarchiv und sogar als Gefängnis. Die Brücke ist rund um die Uhr kostenlos zugänglich und von ihr aus hat man einen wunderschönen Blick auf die Reuss-Ufer mit ihren beeindruckenden Gebäuden.

  • Luzern Kapellbrücke und Altstadt
  • Luzern Kapellbrücke und Altstadt
  • Luzern Kapellbrücke und Altstadt
  • Luzern Kapellbrücke

In unmittelbarer Nähe zur Kapellbrücke flussabwärts befindet sich die zweite historische Holzbrücke, die Spreuerbrücke (eine dritte, die Hofbrücke, existiert nicht mehr). Die Spreuerbrücke ist ebenfalls eine überdachte Holzbrücke, mit 81 Metern deutlich kürzer und ihre Bilder zeigen vor allem Totentänze. Am einen Ende dieser Brücke entdecke ich eine „Biberrampe„, die Bibern den Auf- und Abstieg im Reusswehr ermöglichen soll. Ob diese schon jemals von einem Biber genutzt wurde – das würde mich wirklich interessieren!

  • Luzern Blick auf Spreuerbrücke
  • Luzern Blick von Spreuerbrücke
  • Luzern Spreuerbrücke
  • Luzern Spreuerbrücke Totentanz
  • Luzern Biberrampe an der Speurerbrücke
  • Luzern Biberrampe an der Speurerbrücke

Weiter geht unser Rundgang durch die Stadt, über enge (autofreie) Gassen, vorbei an mit Fresken geschmückten Häusern und über malerische Altstadtplätze wie den Weinmarkt mit seinem hübschen Brunnen, den Hirschenplatz, Kornmarkt und Kapellplatz – ebenfalls mit Brunnen. Überall gibt es etwas zu entdecken und wer möchte, kann hier auch gut Shoppen gehen.

  • Luzern Altstadt
  • Luzern Altstadt
  • Luzern Altstadt
  • Luzern Altstadt
  • Luzern Altstadt

Hoch über der Altstadt sehen wir einen Teil der neun Türme (auf dem Foto ist der Zytturm erkennbar) einer weiteren Luzerner Attraktion, der Museggmauer. Diese mittelalterliche Stadtmauer ist mit 870 Metern Länge schweizweit die längste an einem Stück erhaltene Stadtmauer und teilweise, zwischen Schirmerturm und Wachtturm, begehbar (kostenlos). Ein informativer Flyer informiert über die Historie, die Türme und den Lebensraum. Von hier oben bietet sich ein toller Ausblick auf die Altstadt, den See und das Alpenpanorama!

  • Luzern Altstadt und Museggmauer
  • Luzern Museggmauer
  • Luzern Museggmauer
  • Luzern Blick von Museggmauer
  • Luzern Blick von Museggmauer

Als es Abend wird, schlendern wir noch einmal gemütlich auf der Seepromenade entlang. Eine tolle Kulisse, der Vierwaldtstättersee vor Alpenpanorama im Sonnenuntergang. Uns hat Luzern begeistert, wir kommen gerne für einen längeren Aufenthalt wieder!

  • Luzern Uferpromenade Vierwaldstättersee
  • Luzern Uferpromenade Vierwaldstättersee
  • Luzern Uferpromenade Vierwaldstättersee

2 Kommentare zu „Luzern: Zwischenstopp auf dem Weg nach Italien

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  1. Es ist tatsächlich nirgends zu finden, ob die Biberrampe in Luzern funktioniert. Aber da die anderen Biberrampen z.B. in Cham, in der Bähe von Basel, im Sihltal von den Tieren angenommen werden, würde ich das auch hier erwarten.
    Und noch ein (o.k. nicht ganz billiger) Tipp für euren nächsten Besuch. In Luzern ist die Fachschule für Bäckerei und Konditorei angesiedelt und die machen ein Bäckerzmorge (Brunch): https://richemont-gastro.ch/gastronomie/baeckerzmorge/
    Früher hatten die auch ein Hotel, in einem schönen alten Gebäude, direkt über dem See, aber ich glaube, das gibt es nicht mehr bzw. ist in einen Neubau umgezogen.

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