Es sind mehr als fünf Monate seit unserem letzten Urlaub vergangen. Noch immer hat Corona die Welt fest im Griff, weshalb auch in den Osterferien 2021 nicht an Urlaub zu denken ist. Was bleibt uns da anderes übrig, als wenigstens im Umfeld ein paar Tagestouren zu unternehmen. Zwar wird auch von „touristischen Ausflügen“ abgeraten, aber das hält uns ganz sicher nicht davon ab uns ins Auto zu setzen, um wenigstens mal einen kleinen Tapetenwechsel und ein bisschen Abwechslung zu haben. Und Hand auf’s Herz: Was soll im Freien und mit ausreichend Abstand denn schon passieren?
Sicher geht es anderen Familien auch so, daher habe ich beschlossen, einige unserer „Corona-Spaziergänge“ hier im Blog zu veröffentlichen. Eine der Touren im Frankfurter Umland, die uns besonders gut gefallen hat, ist ein ausgiebiger Spaziergang im Bingenheimer Ried. Dass ich gegenwärtig eine Weiterbildung zur NABU Naturführerin absolviere, wir uns allerdings nur virtuell treffen können und es unserer Gruppe momentan verboten ist, gemeinsame Exkursionen zu unternehmen, war ein weiterer Grund, dieses Schutzgebiet zu besuchen.
Das Bingenheimer Ried liegt in der Wetterau, etwa 40 Kilometer nordöstlich von Frankfurt, zwischen Heuchelheim, Reichelsheim, Gettenau (Echzell) und Bingenheim. Diese Überflutungsfläche des Flüsschens Horloff ist etwa 85 Hektar groß, seit 1985 Naturschutzgebiet und eines der wichtigsten in Hessen. Die Horloff-Auenlandschaft ist wiederum Teil des Landschaftsschutzgebiets Auenverbund Wetterau, das namensgebende Flüsschen Wetter sowie Nidder, Nidda und Seemenbach bilden weitere Auengebiete. Diese Sumpf- und Feuchtgebiete sind als Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiet besonders für zahlreiche Vögel von großer Bedeutung. Rund 30 Vogelarten brüten hier und je nach Jahreszeit lassen sich zahlreiche (Wasser-)Vögel, aber auch Amphibien, Insekten (viele Libellen), Rehe und mitunter auch Nutrias hier antreffen.
Wir starten einen etwas mehr als sechs Kilometer langen Rundweg am Friedhof von Heuchelheim (Gettenauer Straße). Entlang der Straße und in der Querstraße neben dem Bauhof gibt es Parkplätze und schon hier begegnet uns der erste Storch, auf dem Kamin im Bauhof. Es werden zahlreiche weitere folgen!
Wir laufen ein kleines Stück die Landstraße entlang nach Norden in Richtung Gettenau und schon geht es rechts (nach Westen) über das Feld zum Ried. Der Einstieg kann nicht verfehlt werden, ein Schild „Auenland“ weißt den Weg in Richtung Wasserfläche. Dort angekommen zeigt die blaue Bank des NABU und das Naturschutzgebiet-Schild, dass wir richtig sind.



Der Weg führt weiter nach links in nördlicher Richtung und schon bald kommt die erste von drei Aussichts- und Beobachtungshütten. Sowohl davor als auch im inneren der westlichen Hütte klären Hinweisschilder über Flora und Fauna des Rieds auf, auch sonst sind entlang des Weges immer wieder informative Tafeln. Durch schmale Fenster lassen sich die Wasservögel vom Unterstand aus gut beobachten. Fast jeder Spaziergänger, der sich heute hier aufhält, hat ein Fernglas dabei, einige auch große Kameras mit leistungsstarken Teleobjektiven – es ist in der Tat ein kleines Paradies auch für Tierfotografen!


Weiter geht es in Richtung Gettenau, wo wir nistende Störche auf den Hochspannungsmasten sehen, die auch im Flug gut zu beobachten sind. Auch die hübschen (Galloway-)Rinder passieren wir, zwei Herden sorgen für eine extensive Beweidung des Gebiets, das komplett umzäunt ist. Außerdem treffen wir ein Rudel Rehe an.




Der Weg führt weiter entlang der Bahnlinie und bis zur nächsten Aussichtshütte „Ost“. Von hier aus lässt sich die Wasserfläche besonders gut überblicken, zahlreiche Enten, Gänse, Reiher und andere Vögel lassen sich mit dem Fernglas gut beobachten. Auch ein Erdkrötenweibchen, das seinen Partner trägt, kreuzt hier unseren Weg, im „Insektenhotel“ zeigt sich ebenfalls erstes Frühlings-Leben.






Im weiteren Verlauf erreichen wir den dritten, südlichen Aussichtspunkt am „Artur-Rosenfeld-Platz“. An dessen Wand lassen sich verschiedene Nistkästen bestaunen. Der Weg führt schließlich wieder nach Reichelsheim, wo sich an der Ecke Kleiststraße das am besten aus nächster Nähe zu bestaunende Storchennest auf einer Tanne befindet. Zurück durch den Ort geht es zum Ausgangspunkt am Friedhof zurück.


Der kleine Ausflug und der abwechslungsreiche Rundweg (kinderwagentauglich) mit den vielen Tierbeobachtungsmöglichkeiten haben uns sehr gut gefallen und wir können diesen gerade auch Familien mit Kindern sehr empfehlen. Fernglas nicht vergessen! Und wer danach den Kindern noch eine kleine „Belohnung“ zukommen lassen will, der kann in Gettenau bei der Eisdiele „da Giusy“ (Hauptstraße 106) ein Eis holen.
Eisdiele!!!
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So viele Tiere und in nächster Nachbarschaft gut zu erreichen, ganz toll. Kinder für Natur zu interessieren hört sich gut an und wunderschöne Fotos dazu, gefällt mir sehr gut.
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