Unser diesjähriger „Corona-Urlaub“, so entschied der Familienrat, sollte in Norddeutschland stattfinden. Eher zufällig sind wir in Plön gelandet, einer Kleinstadt in Schleswig-Holstein. Der Grund: Ich liebe es, auf’s Wasser zu schauen, und bei der Recherche nach einer Unterkunft stieß ich auf das Lake House Plön an der Plöner Seenplatte in der holsteinischen Schweiz. ‚Warum nicht, ein See ist auch Wasser und an der Ostsee sind wir in 30 Minuten‘, dachte ich mir und buchte kurzerhand. Wir sollten es nicht bereuen!
Wir erhielten ein Apartment im Nebengebäude, inmitten des riesigen Gartens. Der Blick vom Balkon: ein Traum! Zwischen uns und dem Edebergsee lediglich eine große Wiese, mitunter bevölkert von einer Schar Gänse, und ein romantisches Bänkchen. Abend für Abend saßen wir hier mit einem Gläschen Wein und waren dankbar, dass wir trotz Corona und Herrn Lauterbachs Schwarzmalerei in den Urlaub gefahren sind.


Auch sonst erweist sich die Kleinstadt Plön als gute Wahl, wenn man Wasser mag. Nur knapp acht Prozent des Stadtgebiets sind „Festland“. Ganze elf Seen gehören komplett zu Plön, an fünf weiteren hat das Städtchen Anteile – Plöner Seenland ist also eine gut gewählte Bezeichnung! Unser Hotel liegt auf einer „Landenge“, der ehemaligen Zollstation Fegetasche, weil hier die Taschen vom Zollmeister leergefegt wurden. Glücklicherweise ist das Hotel erschwinglich 😉
Direkt am Hotel startet die 5-Seen-Fahrt (2 Stunden lang über Edeberg-, Höft-, Behler-, Langen- und Dieksee nach Malente und wieder zurück), auf der anderen Seite der Landenge die Große Plöner Seerundfahrt über den immerhin zehntgrößten See Deutschlands. Neben dieser Anlegestelle befindet sich eine nette Minigolfanlage sowie ein schöner Tennisplatz (ich schwöre, das war Zufall, aber wir haben ihn gerne genutzt) und ein hübscher Badestrand. Baden in einem der Seen ist übrigens angenehmer als in der Ostsee: Das Wasser ist klarer und wärmer – und quallenfrei.


Die 5-Seen-Fahrt machen wir an unserem zweiten Tag. Das ist ganz nett, aber in unseren Augen kein unbedingtes „Muss“. Viel schöner ist es hingegen, mit dem Kanu, Kayak oder SUP selbst über die Seen zu paddeln. Das geht mit einem Leihgerät der Segelschule und Kanuvermietung Plön stunden- oder tageweise. Wir mieten einen Viererkanadier, im Mietpreis inbegriffen sind Schwimmwesten, eine wasserdichte Tonne, eine Kanuwanderkarte sowie eine gute Beratung, welche Tour die Richtige ist.
Unsere zweistündige Tour führt uns vom Kanuverleih an der Bundesstraße 430 entlang der Schwentine über den Mühlensee, den Großen Plöner See Schwanensee, Stadtsee und Kleinen Plöner See. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, mal paddeln wir über’s offene Wasser, mal in engen Kanälen, mal geht es über eine Bootsrutsche und mal müssen wir aussteigen und ziehen, weil das Wasser zu flach ist. Auch zu sehen gibt es viel, das Plöner Schloss, hinter üppigem Grün versteckte große und kleine Häuser, im glasklaren Wasser nicht nur die Wasserpflanzen, sondern bis zu armlange Fische und natürlich viele Wasservögel. Wir finden die Tour herrlich und würden beim nächsten Mal einen ganzen Tag einplanen, um auch an den Stränden halten und baden zu können!
Und weil uns die großen Fische mächtig Appetit gemacht haben, kehren wir mittags in der Fischräucherei Lasner in Ascheberg ein. Direkt am Großen Plöner See gelegen, kann man hier nicht nur lecker essen (verschiedene Fischangebote, nicht nur die geräucherte Variante) und Fisch kaufen, sondern auch einen Blick in die „Netze“ direkt im See werfen und den Fischern bei ihrer Arbeit zuschauen.




In Plön selbst lohnt sich noch ein Spaziergang durch die Altstadt mit Fußgängerzone und zahlreichen Restaurants (Favorit der Kinder: Dat Waffelhuus) hinauf zum hübschen Plöner Schloss, um von dort aus die Aussicht von oben zu genießen.



Ein weiterer kleiner Ausflug führt uns ins benachbarte Kleinstädtchen Eutin. Auch hier gibt es ein hübsches Schloss, inmitten eines Parks und natürlich am Wasser schön gelegen. Das historische Innenstädtchen hat etwas mehr Flair als Plön. Wer noch das ebenfalls benachbarte Städtchen Malente mit dem berühmten Gut Rothensande besuchen will, dem sein gesagt, dass dieser Drehort der „Immenhof“-Filme aus den 50er Jahren derzeit (Stand Juli 2020) restauriert wird und daher geschlossen ist.



Von Plön aus unternehmen wir weitere „Sternfahrten“ ins Umland. Ein Tagesausflug führt uns zum Weltkulturerbe Haithabu bei Schleswig. Das Wikinger-Museum gehört zu den bedeutendsten archäologischen Museen Deutschlands und zeigt das Leben in der ehemaligen Handelsmetropole. Zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert war hier eines der bedeutendsten Handelszentren Nordeuropas, das Menschen und Waren aus aller Welt zusammenführte. Nach dem Museumsbesuch spazieren wir am See entlang zum rekonstruierten Wikingerdorf. Auf dem kurzen Weg dorthin „übersteigen“ wir zunächst den Halbkreiswall, zeigen erneut das Ticket vor und erhalten dann Einblicke in das Leben und Arbeiten der Wikinger vor rund 1.000 Jahren, sieben Häuser und eine Landebrücke sind hier nach originalen Funden rekonstruiert. Das Museum ist sehr familientauglich: interaktiv, informativ und gut gemacht sowie von der Größe her genau richtig. Mit dem Spaziergang zu den Häusern und deren Besichtigung ist Haithabu ein prima Ausflugsprogramm gerade auch mit Kindern.
Und wer nach so viel Ausflugsprogramm Hunger bekommen hat, dem seien zwei tolle Restaurants ans Herz gelegt, beide in Panker und beide ganz besonders interessant für Hessen.
Zum hübschen Gut Panker gehören (neben einem Hotel, einem Gestüt sowie Geschäften und Galerien in den Gutsgebäuden) ein Gourmet- und Sternerestaurant „1797“ und das „normale“ Restaurant „Ole Liese„. Letzterem statten wir einen Besuch ab und sind begeistert von der schönen (Landhaus-)Atmosphäre und der kreativen Küche. Die gesamte Gutsanlage befindet sich seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der Landgrafen von Hessen, was wir erst beim Studium der Weinkarte merken.


Die zweite Empfehlung ist das Forsthaus Hessenstein, ebenfalls zum Gut Panker gehörend, allerdings etwas weiter entfernt gelegen. Das Restaurant befindet sich unterhalb des Backstein-Aussichtsturms Hessenstein und ist etwas rustikaler, das Essen aber ebenfalls hervorragend. Nach dem Essen bietet sich eine Turmbesteigung an, von oben hat man bei gutem Wetter eine schöne Sicht über die Wälder und Felder bis zur Ostsee.


Kommentar verfassen