Nach emotionaler Einstimmung (siehe Barcelona – atmosphärisch, lebhaft, weltoffen) und Kultur intensiv (siehe Modernisme: vom katalanischem Stolz und Selbstbewusstsein) war uns am dritten Tag nach Shoppen, Schlendern und Strand. Glücklicherweise hat das Wetter hervorragend mitgespielt, sodass wir gleich früh morgens die Metro in Richtung Strand genommen haben.
Barcelonas Stadtstrände
Und das war echt eine positive Überraschung. Stadtstrände sind oftmals wenig attraktiv und schmutzig, in Barcelona ist das anders. Wohl auch im Zuge von Olympia wurde einiges hier investiert und das Ergebnis kann sich (obwohl es sich größtenteils um künstlich aufgeschüttete Strände handelt) sehen lassen! Der Strand ist rund vier Kilometer lang, in zahlreiche Buchten unterteilt und bekam vom National Geographic Magazine sogar die Auszeichnung bester Stadtstrand der Welt.
Wir sind an der Metro-Station Vila Olimpica ausgestiegen, um von dort aus in Richtung des weithin sichtbaren „W Hotels“ zu laufen. Am Olympiahafen sticht als erstes die Skulptur „El Peix d’Or“ von Frank Gehry ins Auge. Im Volksmund auch „La Dorada“ genannt, ist das Fischlein beleibe nicht aus Gold, sondern eine bronzene Drahtkonstruktion, die je nach Lichteinfall unterschiedlich schimmert.
Wir schlendern ein Stück auf dem Passeig Maritim. Die Straße oben ist palmengesäumt, unten auf „Strandebene“ verläuft ein Fußweg entlang zahlreicher großer und kleiner Restaurants und Bars. Auch Toiletten, Umkleiden und immer mal wieder auch Duschen direkt am Strand sind hier vorhanden. Die Kinder wollen natürlich hier verweilen, und wir lassen uns an der Platja de Somorrostro nieder. Außer uns genießen an diesem Freitag Vormittag spanische Rentner, Schwangere und Schulklassen den Spätsommer und vor allem die ersten beiden Gruppen schwimmen ausgiebig im noch sommerwarmen Mittelmeer (ich bekomme Ärger mit unserer Kleinen, die auch gerne schwimmen gegangen werde. Badehose habe ich natürlich vergessen…).
Der Strand ist sehr gut gepflegt, wer will kann auch Liegestühle und Sonnenschirme mieten, und das Wasser überraschend sauber (die Europäische Umweltagentur vergibt die Noten gut oder sehr gut). Zwischen der Platja de Somorrostro und der Platja de la Barceloneta befinden sich nicht nur öffentliche Stühle und Liegen, sondern auch ein Fitness-Parcours. Fast kommen wir uns vor wie am Venice Beach, so viele gut trainierte und hübsch anzusehende Sportler zeigen hier ihr Können.
Weiter in Richtung Platja de la Barceloneta wird es dann zusehends touristischer, Händler verkaufen Strandtücher und allerlei sonstigen Kram und bauen als Lockmittel Sandskulpturen. Uns hat es im ruhigeren Teil besser gefallen, aber wir holen trotzdem hier, im nahen Imbiss Poké Maoli , unser Mittagessen. Das Konzept von Poké Maoli ist toll und das fertige Werk sehr lecker (und gesund): Jeder stellt sich seine Bowl mit einer Basiszutat (Reis, Salat), Fisch, Sauce und Toppings selbst zusammen und wir genießen es an der Uferpromenade.
Kurzer Shopping-Abstecher
Nach dem Mittagessen überlegen wir kurz, ob wir den Transbordador Aeri del Port – eine Seilbahn über den Hafen – in Richtung Montjuic nehmen, aber das Vergnügen ist recht teuer und die Schlange sehr lang. Also schlendern wir noch über die Rambla de Mar zum Maremàgnum-Shopping-Center, um im Schlussverkauf noch ein paar Schnäppchen zu machen. Dieses Einkaufszentrum ist für Mädchen, die man mit Shopping mal ein bisschen bei Laune halten will, ganz ok, deutlich besser als „Les Arenes“ bei der Placa d’Espanya. Letzteres ist in einer ehemaligen Stierkampfarena untergebracht, sieht von außen toll aus und bietet von seiner Dachterrasse aus einen kostenlosen Rundumblick über Barcelona (hübsch die Sicht auf die Placa d’Espanya), allerdings mit wenig Atmosphäre (kein Vergleich zur Rooftop Bar des Barcelo Raval) und als Einkaufsdestination ist Les Arenes nicht zu empfehlen.
Altstadt Barri Gòtic
Weiter geht es nach einem Abstecher über die Kolumbus-Statue und entlang der berühmten Flaniermeile „Les Rambles“ (wahnsinnig viel los, Touris ohne Ende und angeblich viele Taschendiebe) in die Altstadt, das Barri Gòtic. Das gotische Viertel ist der älteste Teil Barcelonas, der schon im römischen Zeitalter besiedelt war. Sein heutiges Bild ist mittelalterlich geprägt, mit engen Gässchen und der Kathedrale Catedral de Santa Eulàlia (der Stadtpatronin Santa Eulàlia geweiht) als Mittelpunkt.
Catedral de Santa Eulàlia
Auch wir steuern zuerst die Kathedrale an (Eintritt frei, Audioguides vorhanden). Es ließe sich viel sagen über die Kathedrale – das können Fachleute an anderer Stelle besser. Eine Besonderheit möchte ich jedoch herausheben: die Gänseschar im üppig grünen Kreuzgang. Seit über fünf Jahrhunderten leben 13 weiße Gänse inmitten des Kreuzgangs. Ihr weißes Gefieder soll an die Unschuld der heiligen Eulàlia erinnern – sie starb im Alter von 13 Jahren als Märtyrerin.
Anschließend lassen wir uns in den engen Gässchen treiben ohne Ziel, es gibt immer wieder etwas zu entdecken. Doch, ein ganz spezielles Kinderziel haben wir noch: den Bonbonladen Papabubble (Carrer Ample 28). Der ist zwar nicht katalanischen Ursprungs, hat aber eine Filiale hier und ein sehr leckeres Bonbonsortiment, von dem man gerne auch probieren darf. Das fanden die Mädels dann (zum Glück) doch (noch?) spannender als die ebenfalls vorhandenen, zahlreichen „Cannabis-Museen“.
Und weil wir gerade noch so schön am Shoppen sind, ist ein Abschluss im Mercat Sant Antoni doch perfekt, er liegt quasi vor unserer Haustür direkt an der gleichnamigen Metro-Station. Wer mal schnell einen Happen essen oder sich für sein Abendessen inspirieren lassen und Leckereien einkaufen will, der ist hier (oder in den anderen Markthallen der Stadt) genau richtig. Allerdings wirkt die Markthalle überraschenderweise leicht „steril“, was uns doch etwas verwundert hat.
Nichtsdestotrotz: Schlemmen lässt es sich hier durchaus. Bon profit i salut – wie der Katalane sagt!
Kommentar verfassen