Bummeln durch Mailand

Nach einer Woche Tenniscamp auf Albarella geht es schweren Herzens wieder zurück in Richtung Deutschland. Doch noch können wir uns nicht von Italien trennen: Wir machen einen Übernachtungsstop in Mailand.

Wir checken vormittags in das B&B Navigliotel ein und beziehen die „Suite“, die mit ihren zwei (Schlaf-)Zimmern optimal für eine Familie mit zwei Kindern ist. Hinzu kommt eine sehr gute Lage: Außerhalb des mautpflichtigen Innenstadt-Gürtels von Mailand im aufstrebenden Navigli-Viertel gelegen, wo sich an den historischen, teils jahrhundertelang verschütteten und jetzt wieder geöffneten Kanälen, viele nette Restaurants und Kneipen befinden. Und in weniger als 30 Minuten bringt uns die nostalgische Tram No 2 bis kurz vor den Dom.

Doch bevor wir uns den Dom anschauen, machen wir einen Abstecher zu einer ganz anderen Mailänder Besonderheit. Unweit des Doms, in der Via Cordusio, hat vor Kurzem eine Starbucks-Filiale eröffnet. Nichts besonderes, denkt ihr? Weit gefehlt! Diese „Starbucks Reserve Roastery“ ist nicht nur die erste Starbucks-Filiale in Italien, sondern auch die erste „Premium Rösterei“ dieser Art in Europa. Weltweit gibt es bisher nur fünf davon: beim Firmensitz in Seattle, in New York, Shanghai und Tokyo. Nun bin ich kein allzu großer Fan von Starbucks, guten Kaffee gibt es anderswo tatsächlich sehr viel günstiger. Gerade in Italien, wo man überall einen Espresso, besser gesagt einen caffé, für rund einen Euro bekommt. Aber diese Lokalität wollten wir schon sehen und geben zu: sie beeindruckt. In einem historischen (Post-)Gebäude wird auf über 2.000 Quadratmetern und zwei Stockwerken weit mehr als nur Kaffee geboten. Die hauseigene Rösterei röstet Kaffee aus über 30 Ländern, der anschließend in einer futuristischen Kaffeebar sowohl „klassisch italienisch“ als auch Starbucks-typisch in verschiedenen Kreationen verköstigt werden kann. Daneben gibt es eine Princi-Bäckerei mit eigenem Holzofen sowie eine eigene Restaurant-Theke, wo unter anderem Pizzas und Lasagne verkauft werden, alles sehr appetitlich angerichtet und ansprechend gestaltet, und in der Bar in der oberen Etage werden Cocktails angeboten. Den Markteintritt hat sich Starbucks offensichtlich einiges kosten lassen!

Ob die Italiener „Starbucks“ annehmen – wir sind gespannt. Auf jeden Fall herrscht aufgrund der Einzigartigkeit und der Neugier von Einheimischen und Touristen ein großes Gedränge, Sicherheitspersonal an jeder Ecke, überall stehen freundliche Starbucks-Mitarbeiter, die alles erklären und Ahnungslose einweisen in die diversen Schlangen und Attraktionen. Fast kommt man sich vor wie in einer Werkspräsentation, wo man gleichzeitig Essen und Trinken kann – dazu tragen auch wändefüllende Infos über die Geschichte von Starbucks und diverse „Infotainment-Stände“ bei. Wir holen uns Lasagne und Pizza, ergattern einen Platz an einem Tischchen draußen und lassen es uns schmecken.

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Danach schlendern wir zum Mailänder Dom. Auch hier ist mächtig was los, bei dem tollen Wetter. Das imposante Bauwerk, der Marmor ist frisch abgestrahlt, beeindruckt sogar die Kinder: Nach dem Petersdom und der Kathedrale von Sevilla ist dieser Dom von der Fläche her der drittgrößte der Welt. Wie ein Schild verrät, wurde 1386 mit dem Bau des Doms begonnen, entsprechend der damaligen Zeit in gotischer Form – für Italien eher untypisch. Jahrhundertelang wurde weiter gebaut, die Fassade (wie auch der Domplatz) letztendlich erst im 19. Jahrhundert im neogotischen Stil fertiggestellt. Aufgrund der langen Schlangen beschließen wir, weder ins Innere noch aufs Dach zu gehen. Schade, denn die Sicht von da oben ist toll und reicht bis zu den Alpen, wie wir von einem früheren Besuch wissen. Aber heute haben wir uns ausnahmsweise mal nur „Treiben lassen“ vorgenommen und genießen den Sonnenschein, das Gewusel und die Atmosphäre.

Wir bummeln weiter zur direkt benachbarten Galleria Vittorio Emanuele II. Die 1895 erbaute Nobel-Einkaufsgalerie beherbergt nicht nur Edel-Boutiquen und die Jugendstilbar „Camparino“, in welcher der gleichnamige Aperitif erfunden wurde, sondern wie die Kinder aus einer Galileo-Sendung wissen, auch das selbsternannte „7-Sterne-Hotel“ (offiziell gibt es natürlich nur 5 Sterne) Seven Stars Galleria. Doch noch mehr interessiert sie ein Eis aus unserer italienischen-Lieblingseiskette „Grom“ (Via Santa Margherita 16) direkt um die Ecke.

Ein kleines örtliches Highlight müssen wir uns dann doch noch anschauen: die Kirche San Bernardino alle Ossa (Via Verziere 2, fußläufig vom Dom erreichbar). Zwei Kirchen liegen hier direkt beieinander, San Bernardino ist die linke, Santo Stefano Maggiore direkt daneben (wir haben zunächst, wie viele andere, aufgrund des imposanteren Eingangs diese betreten). Die San-Bernardino-Kirche aus dem 13. Jahrhundert war ursprünglich eine Friedhofskirche und ist für ihr Beinhaus bekannt. In einer Kapelle sind daher zahlreiche Knochen und Schädel in Mustern angeordnet zu sehen, Gruseln für die Kinder (und Erwachsene) inklusive.

Dann treten wir den Rückweg zum Hotel an, schlendern noch ein bisschen durch die lebhafte Einkaufsstraße Via Torino, wo im Gegensatz zu Vittorio Emanuele auch Normalsterbliche schön shoppen gehen können. Für die Daheimgebliebenen kaufen wir anschließend auch noch in einem der vielen netten Lädchen im Navigli-Viertel italienische Köstlichkeiten ein. Frevelhafterweise beschließen wir, unseren letzten Abend in Italien im philippinischen Restaurant Musikahan ausklingen zu lassen – das gibt es ja bei uns ganz selten. Der Familienbetrieb ist voller Philippinos, wir bekommen einen der letzten Tische, das Essen ist lecker und extrem günstig und so geht ein toller Frühlings-Urlaub in Italien höchst ungewöhnlich, aber interessant zu Ende.

 

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