Auf der Garteninsel Kauai lässt es sich wunderbar entspannen (siehe: Kauai: die grüne und entspannte Garteninsel) – oder auch aktiv werden. Wanderer und Wassersportler kommen hier voll auf ihre Kosten! Wir entscheiden uns für eine Wanderung im Haena State Park und eine kombinierte Kajak-Wandertour auf und entlang dem Wailua River.
Haena State Park und Kalalau Trail
Die bekannteste Wanderung der Insel ist der Kalalau Trail im Haena State Park bzw. dem Napali Coast State Wilderness Park. Der Haena State Park markiert das Ende des Kuhio Highways (Nr. 56) im Norden der Insel. Bis ganz zum Ende sollten nur diejenigen mit dem Auto fahren, die eines der begehrten Parktickets ergattert haben, alle anderen werden gnadenlos abgewiesen. Diese Parktickets (Parken 10$, Eintritt pP 5$, Stand April 23) für einen bestimmten Tag und einen begrenzten Zeitraum werden vier Wochen vor dem gewünschten Datum im Internet freigeschaltet und sind zu Urlaubszeiten innerhalb von Minuten vergriffen. In meinem Fall habe ich 50 Minuten nach Freischaltung nur noch den Slot ab 16:30 Uhr (Einfahrt ist dann normalerweise ab 16 Uhr möglich) ergattern können! Den vielen, die das nicht gelingt, bleibt nur ein teures Shuttle ab Hanalei (35$pP). Alle Infos zu diesen Tickets und Zugangsmöglichkeiten in den Park findet ihr hier.
Nach erfolgter Rangerkontrolle parken wir also glücklich das Auto auf dem überschaubaren Parkplatz und laufen los. Der erste Teil der Strecke verläuft über einen Holzsteg und durch ein Taro-Feld. Taro ist eine wichtige Nutzpflanze für die Hawaiianer. Die Blätter dienen als Gemüse (oder auch als Viehfutter) und die kartoffelähnlichen stärkehaltigen Knollen (Rhizome) sind die traditionelle Kohlehydratnahrung der Hawaiianer. Sie werden zu Poi, einem lilafarbenen Brei, verarbeitet. Nach kurzer Zeit gelangen wir an ein Toilettenhäuschen nebst Außendusche (deren Sinn wir erst nach der Wanderung so richtig verstehen) und an das Ende des Kee Beach, wo sich einige Badende vergnügen. So richtig attraktiv finden wir den Strand nicht, wir laufen weiter.
Und schon stehen wir am Beginn des Kalalau Trails. Wir hatten schon im Internet gelesen, dass die Wanderung nicht zu unterschätzen ist: Durch den vielen Regen seien die Wanderwege meist verschlammt und rutschig, dazu sehr steinig, teils steil die Küste entlang führend, wo man der Witterung – Regen und Wind – schutzlos ausgeliefert ist, außerdem bestehe bei Starkregen die Gefahr von Flash Floods (Sturzfluten). Zahlreiche Warnschilder weisen dann auch auf die Gefahren hin, viele Wanderer haben hier ihre Wanderstöcke als kleine Hilfestellung hinterlassen. Wir hatten ohnehin nur vor, bis zur Hanakapiai Beach (2 Meilen) zu wandern – mehr hätten wir uns nicht zugetraut, um nicht nach Sonnenuntergang über diesen schwierigen Trail stolpern zu müssen. Also nehmen wir den Trail in Angriff!
Gleich am Beginn des Weges führt der Weg steil nach oben und wir können schnell bestätigen: Der Pfad ist entweder voller nasser Steine unterschiedlicher Größe, die zum Umknicken geradezu einladen, oder total schlammig und rutschig, mitunter beides. Ohne knöchelhohe ordentliche Wanderschuhe wäre ich sofort umgekehrt, so kämpfen wir uns vorsichtig nach oben. Immer wieder kommen uns Wanderer entgegen, die uns auf die schwierigen Bedingungen auch im weiteren Verlauf aufmerksam machen, und uns sagen, dass wir den Weg bis zum Beach nicht unterschätzen sollen. Dann beginnt es auch noch zu regnen und stark zu winden, irgendwie ist das Ganze nicht wirklich ein Vergnügen. Dabei sind die üppige Vegetation und der Blick über die Küste wahrlich beeindruckend, wir können schon nachvollziehen, dass dieser Trail einer der bekanntesten Hawaiis ist!
Als wir nach einem zurückgelegten Kilometer zum ersten Mal durch den Regendunst die Na Pali Coast sehen, beschließen wir, aufgrund der schlechten Bedingungen – wir werden fast vom Weg ins Meer gepustet – lieber umzukehren. Wir wollen unseren restlichen Urlaub schließlich gesund genießen. Nun erschließt sich auch die Dusche am Ende des Wegs, sie ist dringend nötig, um uns vom gröbsten Schlamm zu befreien, bevor wir ins Auto steigen. Randnotiz: Meine Wanderschuhe werden auch daheim nach intensivem Geschrubbe nicht wirklich sauber und die Waschmaschine schafft es ebenfalls nicht, die Socken in ihre Ursprungsfarbe zu versetzen – zu intensiv war der Kontakt mit dem roten Schlamm!
Unser Fazit zum Kalalau Trail:
- direkt nach Freischaltung der Tickets den Parkplatz im Haena State Park buchen, sonst bleibt nur das deutlich teurere (und unflexiblere) Shuttle
- der Trail ist beeindruckend und abenteuerlich und für alle Wanderlustigen unbedingt sehenswert, Trittsicherheit unbedingt erforderlich
- nur mit wirklich guten, knöchelhohen Wanderschuhen laufen
- einen der herumliegenden Wanderstöcke mitnehmen
- nur Socken und Kleidung tragen, an denen ihr nicht wirklich hängt, sie könnten danach ruiniert sein; Wechselklamotten im Auto deponieren
- Regenjacke und Insektenspray nicht vergessen. Sonnencreme ist weniger wichtig, ihr lauft größtenteils im Schatten der üppigen Vegetation bzw. die Regenwahrscheinlichkeit und Wolkenbedeckung ist relativ hoch.
Und dann viel Spaß!
Kajaken und wandern zu den Uluwehi Falls
Am nächsten Tag steht eine Tour auf dem Programm, die ebenfalls ein bisschen „Abenteuer“ verspricht: das Waterfall Kayak Adventure on Wailua River. Treffpunkt ist am Coconut Marketplace in Kapaa (das Einkaufszentrum ist ganz nett auch zum Shoppen und Essen kaufen fürs Picknick), von dort aus geht es mit dem Kleinbus zum Wailua River. Wir bekommen wasserdichte Rucksäcke und Schwimmwesten (die lustigerweise nur auf dem Kajak mitgeführt, aber nicht angezogen werden müssen) sowie 2er Kajaks und schon geht es los. Der Wailua River ist relativ breit und die Strömung ist nicht besonders stark, so dass wir vergleichsweise mühelos flussaufwärts paddeln können. Umso mehr Zeit und Muße haben wir, um Landschaft und Vegetation zu bestaunen! Unsere Große hatte im neuseeländischen College Kajakunterricht als Schulfach und präsentiert uns stolz ihre Kenntnisse. So kajaken wir gemütlich die rund dreieinhalb Kilometer flussaufwärts, wo wir auf einer Kiesbank unsere Kajaks und nicht notwendiges Gepäck liegen lassen.
Nun geht es zu Fuß weiter, erste Herausforderung lautet, den Wailua River zu überqueren. Der Fluss ist hier stellenweise hüfttief, Schuhe und kurze Hosen werden komplett nass – dank Teva-Wandersandalen und Badekleidung untendrunter ist das nicht wirklich schlimm. Etwas kämpfen müssen nur die Familien mit kleinen Kindern in den anderen Gruppen. Mit einem Kleinkind auf dem Arm über die glatten Steine im Fluss gibt es den einen oder anderen Ausrutscher. Das bleibt auch das Motto des weiteren Wegs, denn auch hier sorgt der viele Regen für schlammige Wege und einige landen auf dem Hosenboden. Insgesamt ist der Weg zwar schlammig, aber nicht so steinig wie der Kalalau Trail und größtenteils eben, weshalb er sich auch mit Wandersandalen laufen lässt.
Unser hawaiianischer Guide Levi bläst vor dem Betreten des Waldes eine Muschel, hawaiianisch Pu genannt. Dieser alte polynesische Brauch wird zu verschiedenen Anlässen, z.B. auch Hochzeiten, zelebriert. Die Richtung und Dauer des Blasens folgt bestimmten Protokollen und ist immer eine Art Anrufung des Göttlichen; in unserem Fall holen wir die Erlaubnis ein, heiliges Land zu betreten. Levi erzählt noch mehr über die hawaiianische Kultur, dass es beispielsweise seinen Großeltern noch verboten war, die hawaiianische Sprache zu sprechen. Heute wird die Sprache zwar nicht in den Schulen gelehrt (sondern nur in einer Art freiwilligen Volkshochschule), aber wir lesen und hören auf allen Inseln überall Aloha, die traditionelle Grußformel (wörtlich übersetzt Liebe, Zuneigung, Sympathie), Mahalo (Danke) und weitere Wörter, Levi bezeichnet unsere kleine Gruppe beispielsweise als Ohana (Familie). Altes Handwerk wie Speerfischen oder Holzschnitzereien könne man in Workshops lernen, viele Kinder tun dies mittlerweile in Sommercamps.
Derart unterhalten und informiert laufen knapp zwei Kilometer durch den Wald, über Bohlenwege und weitere Bäche (teils sind Seile zur Überquerung gespannt) und vorbei an kleineren Wasserfällen, bevor wir schließlich an den Uluwehi Falls, auch Secret Falls genannt, ankommen. Malerisch stürzt der Wasserfall in einen Pool, in dem wir auch baden können. Von „Secret“ ist allerdings keine Rede, außer uns sind noch einige andere Touren hier. Wir halten Rast und machen Picknick, einige baden und dann geht es den gleichen Weg zurück.
Unser Fazit: Trittsicher, gut zu Fuß und in der Lage, ein Kajak zu fahren sollte man schon sein. Dann ist diese Tour kein Problem und hat uns viel Spaß gemacht, auch wenn der Wasserfall alles andere als geheim ist.
Schließlich geht es zurück in unserer Hotel an der wetterbeständigeren und trockeneren Südküste Kauais in Poipu. Hier schauen wir noch eine Weile der Surfschule zu und genießen dann den Sonnenuntergang am Strand. Schön war’s auf Kauai!
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