Insbesondere wegen Kauai und seiner Na Pali Coast hatte ich unbedingt nach Hawaii gewollt und unser Helikopterflug (siehe Hawaii: Kauai aus der Luft) hat meine Erwartungen sogar übertroffen. Natürlich haben wir uns die Garteninsel, wie Kauai genannt wird, auch „am Boden“ angeschaut. Schon kurz nach der Landung zeigt sich, die Insel ist völlig anders als das recht dicht besiedelte Oahu, die Uhren gehen hier langsamer, alles ist entspannter. Da überrascht es nicht, dass uns gleich auf einer Verkehrsinsel das Shaka-Zeichen begegnet: geschlossene Faust, Daumen und kleiner Finger sind abgespreizt, als würde man dazwischen eine Hängematte spannen („hang loose“). Ursprünglich vor allem unter Surfern verbreitet, nutzen es heute viele Hawaiianer (und auch nicht wenige Touristen nach einigen Tagen), um zu signalisieren: „alles gut“, „cool“, aber auch „danke“, wenn wir beispielsweise Vorfahrt gewähren.
Ebenfalls symbolisch für Kauai steht der Tree Tunnel auf dem Highway 520 – üppigstes Grün. Das haben zwar alle hawaiianischen Inseln an irgendeiner Stelle, aber auch hier hält Kauai den Superlativ. Gleiches gilt für die vielen halbwilden Hühner, die Moas, die überall herumlaufen. Sie sehen unseren Haushühnern ähnlich und stammen wie diese vom asiatischen Bankivahuhn (Gallus gallus) ab. Hawaii wird spaßeshalber auch „Rooster Country“ genannt und diese Hühner sind durch ein State Law besonders geschützt vor jeglicher Schädigung. Von den einen werden sie geliebt – auch unser hawaiianischer Kajak-Guide erzählt, dass er als Kind immer mit einem Huhn unter dem Arm durch die Gegend gerannt ist. Andere hassen sie, allein schon wegen dem Gekrähe und Gegacker, das in den frühen Morgenstunden so manch einen aus dem seligen Schlaf reißt. Die Hühner sind wirklich überall, entlang der Highways, in den Vorgärten, in Parks, an den Wasserfällen, wie bei den Wailua Falls (leider ist auf dem Foto nur einer zu sehen).
Waimea Canyon – Grand Canyon des Pazifiks
Kauai ist auch die Insel für alle, die gerne in der Natur aktiv sind (eigener Blog folgt). Aber auch wer einfach die schöne Landschaft genießen will, kommt hier voll auf seine Kosten. Ein absolutes Muss ist ein Besuch des Waimea Canyon State Parks im Westen der Insel. Dafür fahrt ihr die Ringroad (Hwy 50) in den Süden bis Waimea und nehmt von dort den Waimea Canyon Drive (Nr. 550). Die Straße schraubt sich langsam den Berg hoch und immer wieder könnt ihr an kleinen Lookouts über die Küstenlandschaft schauen. Andere Blogs empfehlen euch den Halt an den Red Dirt Wasserfällen, das wird aber nicht so gerne gesehen (wegen der fehlenden Parkmöglichkeiten und weil die Begehung des unbeschilderten/ungesicherten Geländes nicht erwünscht ist), weshalb dieser Punkt nicht extra ausgeschildert ist.
Nach einiger Zeit könnt ihr rechts der Straße die Hauptattraktion sehen: den Waimea Canyon, auch Grand Canyon des Pazifiks genannt. Waimea heißt rötliches Wasser und der canyonbildende Fluss Waimea ist durch die Auswaschung des eisenhaltigen roten Basaltgesteins entsprechend gefärbt. Die Schlucht ist etwa 16 Kilometer lang (andere Quellen sprechen von 22 Kilometern), bis zu 1.000 Meter tief und wahrlich imposant. Das Tal wurde „angelegt“ während eines Ausbruchs des inselbildenden Vulkan vor ca. 4 Millionen Jahren, indem ein Teil des Bergs bei einer Eruption einstürzte. Seine heutige Form verdankt der Canyon jedoch im Wesentlichen der intensiven Erosion durch Wasser: der Mount Waialeale ist mit einer durchschnittlichen jährlichen Regenmenge von 12.000 mm (Rekordwert 1982: 17.200mm!) einer der regenreichsten Orte der Welt (zum Vergleich: Frankfurt 660 mm).
Wenn es nicht gerade regnet (und wir haben Glück!) ist das Farbenspiel der roten Steilwände mit dem grünen Bewuchs in den Morgen- oder späten Nachmittagsstunden besonders intensiv (die Fotos entstanden um ca. 15:30 Uhr nachmittags). Der erste Lookout mit großem Parkplatz ist der Waimea Canyon Lookout auf knapp über 1.000 Metern (3.400 ft). Hier solltet ihr die Eintrittsgebühr für den gesamten Park inklusive Parkgebühr an einem der Automaten entrichten (pro Auto 25$; ein nicht wirklich kontrollierender Ranger beobachtet das Treiben aus einem Häuschen). Theoretisch könnt ihr den Canyon auch ohne auf den offiziellen Plätzen zu parken von der Straße aus sehen (sprich: kein Geld zahlen), ihr beraubt euch dadurch aber ganz sicher eines Ausblicks, der weit mehr als 25 Dollar wert ist (ganz abgesehen davon, dass dieser Betrag auch dem Schutz und der Pflege des Gebiets zugute kommt). Und der Ausblick vom Waimea Canyon Lookout auf die Schlucht und die Wasserfälle ist wirklich grandios!!!
Es folgt der Puu Ka Pele Lookout (mit Picknickgelegenheit, Toiletten und Trinkwasser), auch hier ist der Ausblick schön, aber der Waimea Canyon Lookout war definitiv unser Highlight. Wer wandern will, findet an verschiedenen Stellen kleinere und größere Trails (beliebt sind der Waimea Canyon Trail und der Cliff Trail zu einem Lookout). Da es jedoch schon recht spät am Nachmittag ist, fahren wir weiter bis in den Kokee State Park, wo sich ein kleines Museum, ein Campingplatz und auch in der Kokee Lodge ein Restaurant befindet.
Weiter der Straße folgend erreicht ihr die Lookouts von Kalalau und Puu O Kila, die einzige Möglichkeit, vom Land aus mit dem Auto einen Aussichtspunkt auf die Napali Coast zu erreichen. Auch dieser Teil gehört noch zum State Park und das gelöste Ticket ist hier gültig. Hier endet dann auch die Straße, wer das steile Gelände hier sieht, den wundert das nicht. Ich glaube, die Bilder sprechen für sich: Wer auf Kauai ist, sollte sich ein Besuch dieses Parks definitiv nicht entgehen lassen!
Nehmt ihr die Ringroad in den Norden (ab Inselmitte/Lihue/Flughafen wird der Hwy 50 zum Hwy 56) so ist der Endpunkt der Straße der Haena State Park (hierzu folgt ein eigener Blog). Auf der Straße fahrend könnt ihr einen kleinen Abstecher zu den Wailua Falls machen (siehe Foto mit Hahn oben), dort haben wir das erste Bananenbrot unseres Urlaubs genossen (gibt es auch auf den anderen Inseln). Einen Halt wert ist auch Hanalei mit seinem hübschen historischen Kern und zahlreichen Shops (von billigem (China-)Kitsch bis zu wirklich guten hochwertigen Produkten gibt es hier alles) sowie vielen Restaurants. Hier haben wir das erste Shave Ice bei JoJo’s genossen. Das solltet ihr unbedingt irgendwo auf Hawaii ebenfalls tun, denn es ist typisch für die Inseln. Meist wird eine Kugel „normales“ Eis in einen Becher gegeben und darüber wird pures „rasiertes“ Eis (ein Eisblock wird von einer Maschine abgeschabt) gegeben und leicht festgedrückt. Anschließend wählt man einen oder meist verschiedene Sirupsorten aus, die über das Shave Ice gegeben werden, zum Schluss kommt manchmal noch eine Sauce darüber (Foto Eis vorne, Eis hinten nur mit Sirup) und fertig ist die Erfrischung.
Fahrt ihr weiter den Hwy 56/Kuhio Highway, so folgen mehrere One Lane Bridges und die Gegend wird einsamer. Ihr fahrt an vielen Buchten und ausgedehnten Stränden entlang und passiert unter anderem auch die Maniniholo Dry Cave. Der Zugang ist kostenlos und ihr könnt die Höhle (eventuell mit Taschenlampe) für einige Meter gut erkunden. Schließlich erreicht ihr den Haena State Park. Hier ist Schluss für diejenigen, die nicht vorab ein Ticket mit Zeitslot oder ein lizensiertes Shuttle gebucht haben – ein Blog dazu folgt für alle, die auf Kauai nicht nur entspannen und genießen, sondern auch aktiv sein wollen!
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