Auf der Nordinsel ist Rotorua eines der Hauptzentren des Tourismus, der hier mit Abstand der wichtigste Wirtschaftszweig ist. Die Stadt hat sowohl naturkundlich (siehe auch: Geothermal Explorer zwischen Taupo und Rotorua) als auch kulturell einiges zu bieten und eignet sich auch als Ausgangspunkt für Ausflüge in die Umgebung (darunter Taupo oder Hobbiton/Matamata – siehe Matamata: Besuch bei Frodo und Bilbo im Auenland).
Rotorua (Einwohner ca. 77.000) ist nach Gisborne die Stadt mit dem höchsten Anteil an Maori: Knapp 40 Prozent gehören dieser Ethnie an (landesweit knapp 15 Prozent). Daher gibt es hier auch zahlreiche Möglichkeiten, die Kultur der Maori ein bisschen näher kennenzulernen. Wie schon im vorherigen Blog erwähnt, buchen wir bei Te Puia mehrere „Experiences“. Unter dem Namen Te Ra Guided Experience führt uns ein unterhaltsamer Maori-Guide zunächst in die naturkundlichen Themen wie das Geothermalgebiet mit seinem Geysirfeld und das neu erbaute Kiwi-Haus ein. Fotografieren ist hier wegen der scheuen, lichtempfindlichen Tiere verboten, aber wir können zwei von den flugunfähigen Vögeln im Nachthaus gut beobachten und erfahren einiges über ihre Lebensweise und Bedrohung. Anschließend folgt der kulturelle Teil und wir besichtigen mit unserem Guide das New Zealand Maori Arts and Crafts Institute mit den Schulen für Stein- und Knochen- sowie Holzschnitzerei und Weberei. Ziel des 1963 gegründeten Instituts, an dem die Schüler nicht zahlen müssen, sondern Stipendien erhalten, ist es, die Kunst und das Kunsthandwerk der Maori zu erhalten, zu fördern und zu bewahren. Wir können den Künstlern bei der Arbeit zuschauen und erfahren allerlei zu den verwendeten Materialien und Mustern – höchst interessant!
Zusätzlich zur Te Ra-Tour kann noch ein weiteres Kultur-Element hinzu gebucht werden, der Haka (heißt dann: Te Ra + Haka). Haka heißt (ritueller) Tanz auf Te Reo (der Maori-Sprache), die meisten von euch kennen den Haka eher als „Kriegstanz“, den beispielsweise die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft (Männlein wie Weiblein) vor ihren Spielen zeigen. Haka hat jedoch nicht nur die kriegerischen Elemente, sondern erzählt auch (Liebes-)Geschichten und die Tänzer beweisen Geschicklichkeit und Akrobatik mit allerlei Instrumenten und Elementen wie den Poi (Bällen an Schnüren), mit Speeren oder Stäben. Wir bekommen zunächst eine Führung vor und im geschnitzten Versammlungshaus (Marae) mit Erklärungen zur Schnitzkunst, der Symbolik der Formen und Figuren sowie den verwendeten Materialien. Anschließend werden wir, in friedlicher Absicht kommend, draußen vor dem Marae als Gäste mit unserem gewählten „Chief“ von der Maori-Gruppe traditionell empfangen. Im Inneren findet dann die Cultural Performance statt, in Form von Liedern und Tänzen, dargeboten von Frauen und Männern. Natürlich ist dies eine touristische Veranstaltung, aber unsere Gruppe ist überschaubar, die Darsteller sind gesanglich und tänzerisch sehr gut und ich finde, jede/r NeuseelandbesucherIn sollte einmal ein solches Event besucht haben.
Nach der Performance können wir uns noch im Gelände umschauen, alle besichtigten Orte sowie weitere Sehenswürdigkeiten erkunden. Zu sehen ist beispielsweise noch der Nachbau eines traditionellen Dorfes, ein Waka (Kanu) oder der typische Erdofen, in dem in der vulkanisch beheizten Erde das traditionelle Hangi zubereitet wird. Letzteres gäbe es auch im angeschlossenen Restaurant zum Essen. Wir fanden unsere „Experiences“ in Te Puia nicht nur lehrreich, sondern auch höchst unterhaltsam und können dieses Gesamtpaket aus Natur und Kultur sehr empfehlen.
Weitere Attraktionen in Rotorua
Nicht im Stadtbild zu übersehen ist der riesige Lake Rotorua, nach dem Lake Taupo zweitgrößter See des Landes. Am See führt teils eine Promenade mit Spielplätzen entlang (Rotorua Lakefront Boardwalk) und von den hölzernen Brücken aus kann man die Füße ins Wasser hängen lassen und Schwarze Schwäne und Sumpfhühner, Pukekos, beobachten. Auch Bootstouren werden hier angeboten. Zahlreiche Parks (teils mit heißen Quellen, siehe hierzu auch Geothermal Explorer zwischen Taupo und Rotorua) und hübscher Architektur wie dem Rotorua Museum laden zum Flanieren ein. Uns ist jedoch im Stadtgebiet auch aufgefallen, wie sehr der Tourismus gerade in dieser davon abhängigen Stadt unter Covid-19 gelitten hat: Nirgends sonst in Neuseeland standen so viele Geschäfte leer wie in Rotorua.
Ein Tipp noch zum Schluss: Besucht den Redwood oder Whakarewarewa Forest. Seid nicht irritiert, wenn ihr euch auf einmal wie in Kalifornien fühlt, hier wurden aus forstwirtschaftlichen Gründen Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens) angepflanzt. Insbesondere für Mountainbiker soll das hier ein Paradies sein, wir fühlen uns aber auch als Spaziergänger sehr wohl und laufen eine kleine Runde (den Track Memorial Grove, ca. 25 Minuten, Infos und Karten auch im Besucherzentrum). Obwohl diese Bäume hier natürlich nicht heimisch sind, bilden sie mit den heimischen Baumfarnen eine attraktive Kulisse. Wer das Ganze auch noch aus einer anderen Perspektive bewundern will, kann dies auf dem Treewalk, besonders stimmungsvoll bei Nacht, tun.
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