Christchurch – Stadt im Wandel

Christchurch, die zweitgrößte Stadt des Landes, hatte mich bei meinem letzten Besuch vor 28 Jahren nicht nachhaltig beeindruckt. „Ganz nett“, dachte ich damals, ruhiges Städtchen, rudernde Menschen auf dem Flüsschen Avon und manche Gebäude erinnerten mich eher an England, aber insgesamt fand ich Christchurch wenig spektakulär. Dann traf die Stadt 2011 ein schweres Erdbeben, 185 Tote waren zu beklagen und 80% der Gebäude in der Innenstadt wurden beschädigt oder zerstört. Das prägt das Stadtbild noch heute, nach zwölf Jahren war ich überrascht, wie sehr. Überall in der Innenstadt sind Brachflächen, Baustellen, halbfertige und teils auch beschädigte Gebäude – allen voran die Kathedrale, über deren Wiederaufbau lange gestritten wurde. Seit 2020 wird wieder am Gebäude gearbeitet, 2027 soll es fertiggestellt sein.

  • Christchurch Cathedral Kathedrale
  • Christchurch Cathedral Kathedrale
  • Christchurch Cathedral Kathedrale

Diese Katastrophe hat dazu geführt, dass sich Christchurch heute ganz anders präsentiert als vor 28 Jahren. Eines der prägenden Projekte ist die zunächst als Transition Church bezeichnete provisorische neue Kathedrale. Sehr kontrovers diskutiert, hat sie sich mittlerweile zum Touristenmagneten gemausert. Denn sie ist die einzige Kathedrale weltweit, die größtenteils aus Karton gebaut wurde, weshalb sie heute als Cardboard Cathedral („Papp-Kathedrale“) bezeichnet wird. Unentgeltlich entworfen hat sie der Japaner Shigeru Ban, der sich als „Notfall-Architekt“ bereits nach dem Erdbeben in Kobe mit ähnlichen Projekten einen Namen gemacht hat. Die Cardboard Cathedral besteht aus Pappe, lokalen Hölzern, etwas Stahl und zum Schutz vor der Witterung einem Polykarbonat-Dach und soll 50 Jahre halten. Bis zu 700 Leute finden in ihr Platz, jährlich werden 750 Gottesdienste in dieser anglikanischen Kirche und zahlreiche Konzerte gefeiert, wie uns die ehrenamtliche Mitarbeiterin stolz erzählt. Sie weist uns insbesondere auf die bunten Glasfenster hin, neben den Papp-Konstruktionen der zweite Eyecatcher des Gebäudes.

  • Christchurch Cardboard Cathedral Pappkathedrale
  • Christchurch Cardboard Cathedral Pappkathedrale

Nur wenige Häuser und Straßenzüge haben das Erdbeben unbeschadet überstanden. Relativ gesehen wenig zerstört wurde die New Regent Street. Erbaut in den 1930er Jahren im „Spanischen Missionsstil“, gilt sie mit ihren kleinen Geschäften, Cafés und Restaurants als Vorläufer moderner Shopping Malls. Heute zählt der Straßenzug zum Nationalen Kulturerbe Neuseelands. Seit 1994 ist sie Fußgängerzone, nur noch die historische Tram verkehrt hier. Diese (vergleichsweise teure) Tram fährt entlang der wesentlichen Sehenswürdigkeiten der Innenstadt (Hop-on-Hop-of-Prinzip) und die Schaffner fungieren dabei als Fremdenführer.

  • Christchurch New Regent Street
  • Christchurch New Regent Street mit Tram

Eine weitere „Nachwirkung“ des Erdbebens: Christchurch hat sich zur Street Art City gemausert. Es gab und gibt einfach viele graue Betonwände, wo einst ein Nachbarhaus stand, ist jetzt eine Freifläche, meist ein Parkplatz. Auch viele Bauzäune laden zum , Gestalten ein. Der Anlass ist sicher kein schöner, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen und trägt definitiv dazu bei, dass die Innenstadt von Christchurch bunter, fröhlicher und interessanter wird. Teils werden ganze Häuserfassaden „nachgestaltet“, oft blicken wir auf Gesichter oder Tiere und mitunter findet sich eine Baugrube mit einer interessanten Installation. Wir haben uns gerne durch die Stadt treiben lassen und dabei immer wieder tolle Kunstwerke entdeckt!

  • Christchurch Street Art - Riverside Market
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art
  • Christchurch Street Art

Darüber hinaus ist die Innenstadt von Christchurch recht beschaulich. Wir waren sehr überrascht, dass in der Einkaufs-Fußgängerzone Cashel Street Geschäfte teils bereits um 16:30 Uhr schließen (der Flagship-Store der Outdoor-Marke Kathmandu um 17:30 Uhr) – für eine Stadt mit internationalem Flughafen und immerhin knapp 350.000 Einwohner doch eher ungewöhnlich. Auch Restaurants und Cafés (in Neuseeland kann ein Café so ziemlich alles sein, von einem Café in unserem Sinne bis hin zu einem gehobenen Restaurant) machen oft schon um 16 Uhr dicht. Eine Empfehlung, gerade für Gruppen mit verschiedenen Geschmäckern, ist der Riverside Market, eine Art Markthalle mit Lebensmittelständen und gleichzeitig zahlreichen kleinen Restaurants aller Nationalitäten. Der hat immerhin unter der Woche bis 18 Uhr und am Wochenende sogar bis 21 Uhr geöffnet.

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