Zu einem Neuseelandtrip gehört es dazu, ein paar Wörter „Kiwi Slang“ zu lernen, denn diese Umgangssprache begegnet einem überall. Schon am Flughafen werde ich bei der Security gefragt, ob ich Togs im Gepäck habe, gemeint sind allerlei Badeklamotten. Jandals sind Flip Flops, sweet as heißt so viel wie cool, ein Bach ist ein Ferienhaus und in the Woop Woops bedeutet in the middle of nowhere – was man in Neuseeland häufig ist. Aber hier haben wir, abseits der ausgetretenen touristischen Pfade, viele wunderschöne Ecken entdeckt!
Clay Cliffs Omarama
Schwere Regenfälle an der Westcoast (das kommt dort häufig vor) zwingen uns zu einer Planänderung. Eigentlich wollten wir dort zum Fox Gletscher, aber die sehr lange Fahrt dorthin lohnt sich bei Dauerregen nicht, also steuern wir gleich die andere Seite der neuseeländischen Alpen bzw. des Mt. Cook an. Allerdings müssen wir eine Zwischenübernachtung einlegen, da alles Bezahlbare an den Lakes Pukaki und Tekapo restlos ausgebucht ist. So landen wir in Omarama und das ist wirklich „in the Woop woops“, wie die Neuseeländer sagen. Wir erwischen auch noch unseren ersten echten Hochsommertag mit knapp 30 Grad und Sonnenschein pur, was die trockene Landschaft noch „westernähnlicher“ macht. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Hauptsehenswürdigkeit des Ortes, die Clay Cliffs. Diese Badlands liegen etwa 15 Kilometer außerhalb des Städtchens, die letzten acht Kilometer sind auf einer Schotterpiste zurückzulegen (führt über Privatbesitz, eine „Maut“ sollte entrichtet werden). Am großen Parkplatz steht eine informative Schautafel. Die Säulen und Türmchen aus Ton- und Sandstein, Sedimente eines ehemaligen Sees, sind durch temporäre Starkregen und Wind entstanden.
Vom Parkplatz aus sind es nur wenige hundert Meter auf einem breiten Weg zu den Cliffs. Durch eine enge Stelle gelangt man auch in das „Innere“ der Clay Cliffs, spektakulär erheben sich die Zinnen in einem Kreis gegen den blauen Himmel. Für diesen Weg empfehlen sich Schuhe mit gutem Profil, da man leicht auf dem Geröll ausrutscht. Wer in der Gegend ist, sollte sich diese Naturschönheit anschauen! Und wem – wie uns – danach heiß ist, dem sei ein (Fuß-)Bad im nahen Fluss mit Blick auf die Badlands empfohlen.
Einen Namen gemacht hat sich Omarama übrigens auch als Segelflugstadt. Am Mini-Flughafen können entsprechende Flüge gebucht werden, oder ihr besucht das nette Pink Glider Café dort (nur auf Facebook) mit leckerem Essen und sehr freundlicher Bedienung. Ein weiteres kulinarisches Highlight ist das Wrinkly Rams an der Hauptstraße, hier holen sich sowohl Touristen als auch Einheimische morgens gerne ihr Frühstück oder einen Snack zwischendurch.
Castle Hill / Kura Tawhiti
Auch etwas im Abseits liegt ein weiteres, ebenfalls sehr lohnenswertes Ziel, die Granitfelsen von Castle Hill / Kura Tawhini. Wer von Tekapo aus Richtung Christchurch unterwegs ist, kann grundsätzlich zwischen zwei Straßen wählen, einer schnelleren und einer Scenic Route (über die 79/77). Wir nehmen natürlich letztere und planen zusätzlich einen Abstecher nach Castle Hill (über die 73 (Umweg von weiteren ca. 45 Minuten) ein.
Schon vom Parkplatz an der Straße sehen wir die beeindruckenden Kalksteinfelsen, als ob ein Riese hier sein Steinspielzeug verteilt hätte. Wasser und seiner Erosionskraft ist diese schöne Karstlandschaft zu verdanken. Sie erinnert uns ein bisschen an Rohan aus „Herr der Ringe“, als die Gruppe zum ersten Mal auf Eomer trifft – dies wurde jedoch an einem anderen Ort gedreht. Der Weg zu den Felsen und zwischen ihnen hindurch dauert rein lauftechnisch 30 bis 45 Minuten und es ist ein wunderschöner Spaziergang, der auch noch auf die weitere Umgebung ausgedehnt werden kann. Auch auf einzelne Felsen kann geklettert werden – nicht ganz ungefährlich, was einige Besucher da treiben! Wir genießen lieber von unten und können diesen Abstecher ebenfalls wärmstens empfehlen.
Exkurs: Autofahren in Neuseeland
Wir sind einige Kilometer gefahren auf unserer Neuseelandrundreise. Dass Linksverkehr herrscht, ist hinlänglich bekannt. Überraschenderweise fiel mir die Umstellung erstaunlich leicht. Dies liegt vermutlich unter anderem daran, dass die Neuseeländer sehr rücksichtsvolle Autofahrer sind. Kaum einer überschreitet die Höchstgeschwindigkeit, fast alle halten genügend Abstand zum Vorderauto. Sobald die Möglichkeit besteht (es reicht schon, dass die Straße breit genug ist), weicht der Langsame nach links aus und lässt den Schnellen vorbei. So viel Rücksichtnahme habe ich noch nie erlebt! Und auch die Geschwindigkeitsregeln machen es den Ausländer einfach. Auf den allermeisten State Highways darf man maximal 100 Stundenkilometer fahren (mitunter auch nur 80 oder 90), oft geht dies aufgrund der kurvenreichen Strecken gar nicht (wir haben auf beiden Inselteilen unzählige Passstraßen überquert). Gefühlt alle 20 Kilometer bremst einem zusätzlich eine Baustelle aus. Sehr nett: Wenn Arbeiter am Werk sind, steht am Anfang und Ende immer eine Person, diese grüßen beim Einfahren und bedanken sich beim Ausfahren fürs Langsamfahren – bis auf eine einzige Arbeiterin war dies immer der Fall! Auf den fast ausschließlich einspurigen State Highways gibt es in gewisser Regelmäßigkeit Passing Lanes zum Überholen.
Und noch ein Hinweis, wenn ihr eine Reise durch Neuseeland plant: Orientiert euch für eure Wegstrecken an den Angaben auf Google Maps, die hier gezeigten Zeiten stimmten fast immer mit unseren tatsächlichen Fahrzeiten überein. Schneller geht kaum (Geschwindigkeitsverstöße werden übrigens teuer bestraft), langsamer waren wir aber auch selten (da musste schon ein sehr langsamer LKW auf einer Passstraße längere Zeit vor uns fahren). Einen richtigen Stau haben wir nicht erlebt (waren aber auch nicht zu Stoßverkehrszeiten in den Großstädten unterwegs), die längsten Wartezeiten hatten wir an einspurig geführten Baustellen (die allerdings recht häufig vorkommen). Und abwechslungsreich sind die Strecken fast überall. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Autofahren in Neuseeland!
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