Florenz – das ist für mich eine der größten Kunstmetropolen Europas, die Stadt der Renaissance, der Medici und von Michelangelos David, mit einer der imposantesten Kathedralen und in den Uffizien eine der größten Kunstsammlungen der Welt. Klar ist: Für unseren allerersten Besuch der toskanischen Hauptstadt müssen wir uns entscheiden, was genau wir sehen wollen und den Tag vorab ein bisschen planen. Mit einer Mischung aus den florentinischen Highlights und den Geheimtipps unserer toskanischen Gastgeber verbringen wir einen erlebnisreichen Tag in Florenz!
Piazzale Michelangelo: beste Aussichten!
Vor dem Besuch der Stadt war noch eine weitere Planungsfrage zu klären: die Logistik. Mehrfach wurden wir vor einem Verkehrschaos gewarnt und standen schon kurz davor, mit dem Zug in die Stadt zu fahren. Doch unser Gastgeber (siehe: Toskana: Kultur und Kulinarik in Volterra, Lucca und Pisa) hat auch hier den besten Tipp parat und empfahl uns, über die Piazzale Michelangelo anzufahren und an der Viale Michelangelo, nahe der Kreuzung Piazza Francesco Ferrucci, zu parken (Parkuhren). Von dort aus sind es nur vier Stationen mit dem Bus (Linie 23) zu den Uffizien, alternativ kann man zu Fuß den Arno entlang laufen. Der Tipp ist Gold wert, denn erstens hat das super und ganz ohne Verkehrschaos geklappt und zweitens ist es eine gute Idee, als erstes die Piazzale Michelangelo anzusteuern. Von hier oben habt ihr nämlich einen fantastischen Blick über die Altstadt mit der Kathedrale (Mitte) und dem Palazzo Vecchio (Mitte-links), den Arno und die Ponte Vecchio (ganz links).

Uffizien: italienische Renaissance und weltbekannte Werke
Als erstes statten wir den Uffizien einen Besuch ab. Der Name leitet sich vom einstigen Verwaltungssitz (uffici = Büro oder Amtsräume) der Medici ab, aus deren privater Sammlung ursprünglich das Museum entstand. Heute beherbergen die Uffizien eine der berühmtesten Kunstsammlungen der Welt, mit dem Schwerpunkt italienische Renaissance. Trotz früher Stunde steht hier schon eine lange Schlange von Besuchern, aber wir haben wie immer vorab ein Zeit-Ticket im Internet reserviert. Die Bestätigung tauschen wir flugs in ein Ticket um, passieren die Sicherheitsschleuse und schon sind wir drin.
Wir sind keine versierten Kunstkenner (und meine Kunsthistoriker-Tante leider weit weg) und schon im Vorfeld war uns klar: Die Vielfalt wird uns vermutlich erschlagen. Und das tut sie auch ein bisschen. Von langen Gängen mit reich verzierten Decken und durch ein Spalier von Skulpturen geht es ab in einzelne Säle, die bestimmten Themen gewidmet sind, in zwei Stockwerken befinden sich fast 100 Säle. Vorherrschend sind Werke italienischer Meister, zu bewundern sind aber auch Bilder namhafter niederländischer (z.B. Rubens und Rembrandt) und deutscher (z.B. Dürer) Künstler. Im Vorfeld haben wir versucht, diverse Strategien zu entwickeln, wie wir uns der Kunstvielfalt nähern: Was sind die „wichtigsten Werke“? Welche Motive oder Künstler kennen wir? Wozu haben die Kinder oder wir einen Bezug? So ist den Kindern natürlich Leonardo da Vinci bekannt und sie lernen, dass er auch gemalt hat („Die Verkündigung„). Aus einem Türkei-Urlaub kennen die Kinder die Medusa mit ihrem Schlangenhaupt, Caravaggios Medusa ist ebenfalls schaurig-schön und weltberühmt, genau wie sein Bacchus und wie der Künstler schätzen ja auch wir den italienischen Wein. Die „Geburt der Venus“ ist nicht nur eines der berühmtesten Werke der Welt, sondern Sandro Botticelli auch einer der berühmtesten Künstler von Florenz. Auch Skulpturen gibt es zu bestaunen, so die berühmte Laokoon-Gruppe von Baccio Bandinelli, neben Michelangelo der bedeutendste Bildhauer seiner Zeit in Florenz.
Es gibt so unglaublich viel zu sehen, dass wir zwischendrin eine Pause einlegen müssen, und das tun wir auch, im Museumscafé. Auf der großzügigen Terrasse haben wir einen super Blick auf den Palazzo Vecchio, von der anderen Seite des Museums durchs Fenster blickt man übrigens perfekt auf die Ponte Vecchio, die sich im Wasser des Arno spiegelt.
Unser Fazit des Uffizien-Besuchs: Für uns alle, auch für die Kinder, waren die Uffizien sehr beeindruckend und ein Besuch zumindest mit älteren Kindern lohnt sich auf jeden Fall. Um von der Fülle nicht erschlagen zu werden, sollte man sich im Vorfeld ein paar Gedanken dazu machen, was es zu sehen gibt – allein die „Schnitzeljagd“ nach Bekanntem ist für die Kinder spannend. Kauft auf jeden Fall euer Ticket vorab, um langes Warten zu vermeiden. Entgegen anderslautender Blogs ist das Fotografieren für den Privatgebrauch erlaubt. Lasst es langsam angehen, es gibt überall in den Fluren Bänke zum Hinsetzen und für eine Pause ist das Café super geeignet und auch nicht übertrieben teuer.
Piazza dei Signoria und Palazzo Vecchio
Weiter geht es durch die Stadt, vorbei an langen Vespa-Parkplätzen in Richtung Palazzo Vecchio, neben dem Dom das zweite, das „weltliche“ Wahrzeichen der Stadt und imposantes Symbol für die florentinische Macht. Der Palazzo kommt uns ein bisschen bekannt vor und tatsächlich: Er ist nach dem Vorbild des Palazzo dei Priori in Volterra (siehe Toskana: Kultur und Kulinarik in Volterra, Lucca und Pisa) erbaut. So wie in Volterra war er im 14. Jahrhundert der Sitz des Stadtparlaments, der Signoria, ehemals hieß das Gebäude auch Palazzo della Signoria und der Platz heute noch Piazza della Signoria. Heute dient das Gebäude als Rathaus und beherbergt ein Museum, bei dessen Besuch nicht nur ein Teil der prachtvollen Räumlichkeiten und Kunstwerke bestaunt, sondern auch der Turm bestiegen werden kann. Der Eingang wird bewacht von einer Kopie von Michelangelos David, was uns an unseren nächsten Museumsbesuch in der Galleria dell‘ Accademia erinnert. Hier steht nämlich zu dessen Schutz seit Ende des 19. Jahrhunderts der Original-David.
Accademia und Michelangelos David
Im 16. Jahrhundert gegründet, war die Accademia die erste ihrer Art für Malerei in Europa. Eine Künstlerakademie ist sie heute noch, gleichzeitig aber eines der großen florentinischen Kunstmuseen. Auch in der Galleria dell‘ Accademia haben wir im Vorfeld Karten im Internet reserviert und durchlaufen ein ähnliches Ticket-Umtausch-und-Sicherheits-Procedere wie in den Uffizien. Die Ausstellung in der Accademia ist nicht so umfangreich wie in den Uffizien und scheint auf das eine Werk ausgerichtet: Den David von Michelangelo, berühmteste Skulptur der Kunstgeschichte. Der 1501 bis 1504 entstandene, über fünf Meter große und fast sechs Tonnen schwere Renaissance-Jüngling hat einen Ehrenplatz unter einer Kuppel inne. Alle übrigen Skulpturen in den drei auf ihn zustrebenden Gängen müssen eng beisammen stehen und scheinen ihm teils zu huldigen. Er ist aber auch wirklich beeindruckend, der aus einem einzigen Marmorblock gehauene Schönling, der so viel Stärke und Anmut, gleichzeitig Ruhe und Anspannung – letztere zeigt sich besonders im Gesicht -, ausstrahlt. David scheint perfekt, wäre da nicht die etwas ungewöhnliche Proportion der rechten Hand, die allerdings der ursprünglich vorgesehenen Positionierung der Statue in großer Höhe und einer damit verbundenen „Untersicht“ geschuldet ist. Er ist auf jeden Fall höchst beeindruckend und wir finden kaum Augen für die übrigen Kunstwerke des Museums, darunter neben vielen Skulpturen auch zahlreiche Gemälde aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Insbesondere für die Kinder war das für heute Kunst genug!
Domplatz mit Kathedrale, Campanile und Baptisterium
Doch „leider“ lässt sich Kunst in Florenz kaum vermeiden. Wir wollen natürlich auch noch das Zentrum der kirchlichen Macht von Florenz auf der Piazza del Duomo zumindest von außen sehen: die Kathedrale Santa Maria del Fiore samt Campanile (Glockenturm) von Giotto und dem Baptisterium San Giovanni. Das achteckige Baptisterium ist die Taufkirche des Doms, wie der Dom selbst hauptsächlich mit weißem, grünem und rosa Marmor verkleidet. An drei Seiten hat das Baptisterium vergoldete Bronzeportale, darunter die „Paradiespforte“ (Ostportal) gegenüber der Kathedrale. Die Kathedrale ist gemessen an der Länge von 153 Metern die viertgrößte Europas (nach dem Petersdom, St. Paul’s in London und dem Mailänder Dom) mit einer für die damalige Zeit einzigartigen Kuppel von Brunelleschi (auch er gefördert von den Medici), ein Meisterwerk der Renaissance. Der Eintritt in die Kathedrale ist frei und nicht reservierbar, rechnet allerdings mit einer langen Schlange, die an unserem Tag einmal um den halben Dom reichte. Für den Besuch der anderen Bereiche des Komplexes (Kuppel, Campanile, Baptisterium, Museum und „Domterrasse“) müssen jeweils Zeit-Tickets erworben werden, besonders das Kuppelticket ist höchst gefragt und oft ausverkauft.
Die schönste Parfümerie der Welt
Doch jetzt ist es wirklich genug Kunst, Kommerz ist – zumindest in Teilen – an der Reihe. Unser Gastgeber hat uns empfohlen, unbedingt die historische Apotheke Farmacia di Santa Maria Novella (Via della Scala) zu besuchen. 1221 von Dominikaner-Mönchen gegründet, ist diese Apotheke seither ununterbrochen in Betrieb und eine der ältesten Europas. Bereits am Eingang empfängt uns ein betörender Duft, von der Decke des Eingangskorridors hängt ein Meer an Blumen und Kräutern. Dahinter liegen kunstvoll ausgestattete Räumlichkeiten darunter auch ein kleines Museum und ein Café: Teils mit Stuck verziert, teils mit Wandmalereien, kunstvolle Holzschränke voller historischer Flakons, alte Rezeptbücher und noch vieles mehr gibt es zu entdecken (Eintritt ist übrigens kostenlos!) – also auch hier doch ganz viel Kunst!
Heute ist diese Institution allerdings auch eine edle Parfümerie, die immer noch in Florenz und ausschließlich mit natürlichen Ingredienzen, größtenteils im Umland gesammelt und angebaut, sowie ganz ohne Tierversuche produziert. Die berühmteste Kreation ist das „Acqua della Regina„, ein im 16. Jahrhundert für Katharina von Medici, der späteren Königin von Frankreich, erschaffenes Parfüm. Wer will, kann die verschiedenen Düfte auch testen und sogar daheim kaufen: Italien- und weltweit gibt es zahlreiche Filialen, darunter der deutsche Flagshipstore in München. Wenn ihr in Florenz seid, lasst euch dieses Juwel, diese Augenweide und diese Wohlgerüche, nicht entgehen!
Zum Schluss noch leiblichen Genuss
Natürlich haben wir in Florenz auch (Essens-)Pausen eingelegt. Aus Erfahrung weiß jeder: Je touristischer ein Spot, desto schlechter, oft auch teurer, sind die auf einmalige Massenabfertigung ausgerichteten Restaurants. Umso dankbarer waren wir auch hier für den Tipp unseres Gastgebers Patrizio. Er hat uns, nur wenige Meter hinter dem Dom, das kleine Restaurant Zio Gigi (Via Folco Portinari) empfohlen. Kaum lassen wir uns hier nieder, kommen die Carabinieri zum Mittagessen, das ist ein gutes Zeichen! Onkel Gigi und sein flotter Kellner bewirten und unterhalten uns bestens, wir genießen ein einfaches, extrem günstiges Mittagsmenü mit italienischer Hausmannskost. Perfekt und empfehlenswert!
Und für die Ragazze (Bambine kann man ja nun fast nicht mehr sagen) hat Patrizio natürlich noch einen Gelati-Tipp: Wir sollen die Eisdiele Perchè No in der Via dei Tavolini testen. Warum nicht, sagen wir und besuchen diese Gelateria, die seit 1939 leckerste Eiskreationen ausschließlich aus natürlichen Zutaten und ohne gehärtetes Pflanzenfett oder Konservierungs- und Farbstoffe herstellt. Hier trifft sich unsere Große auch noch mit einer Schulfreundin, die ebenfalls einen Tagesausflug nach Florenz unternommen hat. Und gemeinsam das leckere Eis schleckend und unsere Urlaubserlebnisse austauschend geht ein ereignis- und abwechslungsreicher Tagesbesuch in Florenz zu Ende!
Hallo Heide, einen sehr inspirierenden Bericht hast du da geschrieben, leider lese ich ihn erst nach unserem eigenen Besuch in Florenz. Wie schade, von der Farmacia di Santa Maria Novella wusste ich nicht, ein wahres Juwel. Vielleicht gibt es ein nächstes Mal! Saluti aus Bella Italia! Anke
LikeLike
Hallo Anke, danke für deinen Kommentar! Ja, das ist ein Juwel, das du beim nächsten Mal unbedingt anschauen solltest. Und schon hast du einen Grund, diese schöne Stadt noch einmal zu besuchen 😉 Und viel Spaß noch im wunderschönen Italien!
LikeGefällt 1 Person