Goldfarbene, kilometerlange Strände, dahinter oft ein Dünengürtel – so sehen die „Sea Islands“ aus, eine Inselkette entlang der Atlantikküste von Florida, Georgia und South Carolina. Die Bekannteste und Meistbesuchte unter ihnen ist Hilton Head Island, wir wählten Jekyll Island, eine der Golden Isles of Georgia, als Urlaubsort und waren mit dieser Entscheidung sehr zufrieden.
Auf der Fahrt von Orlando nach Jekyll Island haben wir einen Stop eingelegt im Küstenstädtchen St. Augustine – uns zuvor völlig unbekannt, aber wir wurden positiv überrascht.
St. Augustine
St. Augustine ist ein Kleinstädtchen an der Atlantikküste ganz im Norden von Florida. Es ist die älteste von Europäern gegründete, durchgängig besiedelte Stadt der USA, 1565 von den Spaniern erschaffen. Und es ist ein kleines Juwel, wenn ihr in der Nähe seid, schaut es euch an!
Der schöne alte Stadtkern, der National Historic Landmark District, besitzt viel Charme mit seinen Kopfsteinplastergassen und den historischen Gebäuden aus der spanischen Kolonialzeit. In der Fußgängerzone St. George Street und den angrenzenden Straßen lässt es sich schön bummeln und in vielen kleinen Läden und Galerien auch einkaufen.
Die Kinder haben sich besonders über das „Oldest Wooden School House“ in der George St. gefreut, erbaut vor etwa 200 Jahren. Ein weiteres historisches Gebäude ist das Castillo de San Marcos, die älteste Festung des Landes. Die Plaza de la Constitution ist der älteste öffentliche Platz der USA, ehemals Marktplatz für Lebensmittel und auch Sklaven. Insgesamt bietet die Stadt sehr viel Atmosphäre sowie zahlreiche nette Cafés und Restaurants.
Jekyll Island
Auf dem Weg nach Jekyll Island wird schon kurz hinter der Grenze zwischen Florida und Georgia überall deutlich, dass in Georgia viele Agrarprodukte gedeihen, und zwar nicht nur Pfirsiche (Georgias Spitzname lautet passenderweise „Peach State“). Entlang der Straßen finden sich zahlreiche Verkaufsstände mit verschiedensten lokalen Produkten, frisch oder zu allerlei leckeren Dingen verarbeitet. Auch wir halten hier und erwerben unter anderem schmackhafte Pecannüsse, die ebenfalls hier angebaut werden.
Jekyll Island Historic District
Weiter geht es durchs idyllische Marschland zu den Inseln – einige Tage später werden wir hier eine Shrimpkuttertour nähere Einblicke bekommen. Über eine Brücke geht es auf die ehemalige „Millionärsinsel“ Jekyll Island (für Autos wird eine tägliche „Parking Fee“ erhoben).
Ende des 19. Jahrhunderts kauften rund 20 Millionäre, darunter William Rockefeller, Joseph Pulitzer und J.P. Morgan, die Insel, gründeten den Jekyll Island Club und bauten ihre schmucken Winterdomizile hier. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren verloren viele ihr Vermögen. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm der Staat Georgia die Insel und machte sie zum Jekyll Island State Park. Seit den 70er Jahren ist der Jekyll Island Historic District mit seinen Villen ein National Historic Landmark und kann besichtigt werden, auf eigene Faust (kostenlos, auch das Museum), zu Fuß oder mit dem Fahrrad, sowie mit verschiedenen Touren, auch per Pferdekutsche oder Bimmelbahn, inklusive Einblicke in einige der Häuser. Es lässt sich in der Tat herrlich flanieren unter den mit Bartflechten bewachsenen Bäumen, zwischen den hübschen Anwesen und auf dem Pier, man kann sich gut vorstellen, wie das auch die „Schönen und Reichen“ taten.
Sea Turtle Center
In unmittelbarer Nähe (eine gute Karte findet ihr hier) befindet sich auch eine weitere Insel-Attraktion: Das Georgia Sea Turtle Center. Hier erfahrt ihr nicht nur allerlei Wissenswertes rund um die verschiedenen Meeresschildkröten und deren Bedrohung, sondern ihr könnt natürlich auch die Tiere selbst sehen, z.B. während sie gefüttert werden. Das Center kümmert sich insbesondere um kranke und verletzte Tiere. Wir haben nicht nur Einblicke in die „Krankenstation“ mit den verschiedenen Patienten bekommen, sondern konnten auch die Behandlung einer Schildkröte verfolgen. Kinder können außerdem eine „Rallye“ mit verschiedenen Fragen absolvieren.
Romantische Strände
Die Hauptattraktion der Insel sind aber sicherlich die wunderschönen Strände. An der Atlantikseite befinden sich die meisten Hotels in unmittelbarer Nähe zum feinsandigen, bei Ebbe wie bei Flut in vielen Teilen breiten und langen Sandstrand, auf dem die Urlauber auch in der Hochsaison ausreichend Platz haben. Neben Muscheln und vielen Sanddollars gibt es hier eine Besonderheit: die urzeitlichen tellergroßen Pfeilschwanzkrebse, deren Panzer man an vielen Stellen findet. Das flach abfallende Ufer und die bei unserem Besuch mäßig großen Wellen machen den Strand optimal für Familien. Und da hier die Ausrichtung der Strände gen Osten ist, könnt ihr schöne Sonnenaufgänge bestaunen!
Besonders romantisch fanden wir Driftwood Beach und St. Andrews Beach Park, hier liegt malerisch jede Menge Totholz am Strand, für die Kinder ein Paradies zum Klettern! Spaß macht es hier auch, die vielen großen Krebse, die zwischen den Wurzeln leben, zu beobachten, Muscheln zu sammeln und mit etwas Glück auch Delfine zu sichten.
Auch an weiteren Aktivitäten auf Jekyll Island mangelt es nicht: Ihr könnt eine geführte Delfin-Bootstour machen, ein Kayak mieten, Fahrrad fahren, Minigolfen oder Tennis spielen – da hier das Klima angenehmer ist als in Florida, lässt sich das alles auch gut machen.
Von den Restaurants wollen wir eines besonders empfehlen: Das Driftwood Bistro. Hier gibt es hervorragendes, regionaltypisches Essen in sehr netter Atmosphäre – wer nicht reserviert, bekommt in der Saison auch wochentags selten einen Platz!
Wir halten fest: Jekyll Island ist ein schönes (Familien-)Urlaubsdomizil, wir würden jederzeit wiederkommen!
Shrimpin‘ aboard Lady Jane
Georgia Wild Shrimps sind ganz besonder lecker, die Einheimischen sagen, das liege am heimischen Marschgras, dem Spartina Grass. Als wir von einer Shrimpin‘ Exkursion durch das Marschland erfuhren, zögerten wir nicht und buchten sofort eine Tour. Es geht los in der Nähe von Brunswick in den „Marshes of Glyn“, auf dem ehemaligen Krabbenkutter „Lady Jane“.
Während der rund zweistündigen Fahrt werden mehrmals die Schleppnetze in den Schlick gelassen, hochgezogen und deren Inhalt auf einem „Sortiertisch“ entleert. Das meiste wird sofort wieder ins Wasser geworfen (sehr zur Freude der vielzählig anwesenden Möwen), der interessante Fang in kleine Becken verteilt und anschließend erklärt. Und wir sehen so viele interessante Fische und Meerestiere, unter anderem einen Knochenhecht, Rochen, Kugelfische und natürlich viele Shrimps. Für uns und die Kinder ein tolles Erlebnis, bei dem wir viel gelernt haben!
Und wer Hunger bekommen hat, kann anschließend direkt an der Anlegestelle im „Marshside Grill“ lecker essen gehen – Georgia Wild Shrimps natürlich!