Natürlich muss man bei einem Florida-Urlaub auch die Everglades besuchen, einen der meistbesuchten Nationalparks der USA. Bekannt nicht nur wegen seiner Alligatoren, sondern auch wegen seines einzigartigen Ökosystems dieses „Flusses aus Gras“, waren wir sehr gespannt, was uns erwartet.
Gewarnt vor Horden von Moskitos nehmen wir auch verschiedene Insektensprays und langärmlige dünne Kleidung mit. Letzteres lassen wir bald im Auto, es ist schwül und heiß genug auch ohne lange Klamotten und das Insektenspray erfüllt seinen Job einigermaßen.
Wir starten unsere Tour an unserem nächstgelegenen Eingangstor, dem Ernest F. Coe Visitor Center im Südosten der Everglades. Wir holen uns hier einen Faltplan, informieren uns über Flora, Fauna und Wanderwege. Schon hier gibt es auch die ersten Wasserflächen mit begehbaren Stegen – aber keine Alligatoren. Weiter geht es in den Park hinein und zum nächsten Visitor Center, dem Royal Palm, wo auch mehrere kleinere Trails starten. Und endlich sehen wir im Teich am Besucherzentrum den ersten Alligator einigermaßen aus der Nähe! Wir laufen den kurzen Ahinga-Trail und den noch kürzeren (und nicht sehr spannenden, dafür am meisten moskitobelasteten) Limbo Gumbo Trail – leider ohne weitere Alligatoren, dafür mit zahlreichen großen, hübsch gefärbten Heuschrecken – viele in Interaktion miteinander…
Wir fahren weiter in Richtung Flamingo und legen den nächsten Stopp beim Pa-hay-okee-Overlook ein, wo man ebenfalls schön auf hölzernen Stegen über die Wasser-Gras-Landschaft laufen kann. Ich mag es schon gar nicht mehr sagen, auch hier sehen wir leider keine Alligatoren, die Kinder verlieren bei der Hitze die anfängliche Lust, hinter jeder Biegung einen Alligator zu suchen. Sicher sind wir nicht nur wegen dieser Tiere hier, aber die Kinder sind schon ziemlich enttäuscht und können dieser einzigartigen Landschaft allein leider nicht sehr viel abgewinnen und „meutern“ ein bisschen.
Nach einem Mittagessen geht es weiter in Richtung „Shark Valley“ – entlang dem Tamiami Trail sind definitiv Alligatoren zu sehen, allerdings die „platte Variante“… Um den Kindern ein etwas überzeugenderes Programm zu bieten, entscheiden wir uns für eine der vielen Touren mit einem Sumpfboot (airboat). Diese Boote sind flach und werden von großen Propellern angetrieben, sind daher einigermaßen laut und im Inneren des Parks verboten. Am Rande betreiben vor allem die amerikanischen Ureinwohner dieses Geschäft und kombinieren dies mit Informationen zu ihrem Volk, der Miccosukee.
Wir entscheiden uns für eine Tour mit den Buffalo Tigers, die direkt am Highway in der Nähe des Shark Centers starten. Die Kinder werden mit Ohrenschützern, wir mit Ohr-Stöpseln ausgestattet und los geht die Fahrt. Sobald der Guide ein interessantes Ziel sieht, stoppt er ab und lässt das Boot sanft dahin gleiten – so sehen wir aus nächster Nähe zahlreiche Wasservögel und endlich auch Alligatoren, weder die einen noch die anderen lassen sich von uns stören und suchen keinesfalls das Weite.
Die Kinder genießen diese Tour in vollen Zügen, sowohl die schnelle Fahrt, als auch die vielen Tiere, und sind versöhnt. Schließlich machen wir Halt auf einer Insel (mit eigenem Alligator-Weibchen, das hier sein Revier hat und „wacht“), und unser Guide gibt uns einige Informationen zu den Miccosukee.
Unser Fazit zu den Everglades: Die Visitor Center sind sehr informativ, Landschaft ist beeindruckend, die kurzen Trails toll angelegt, Alligatoren gibt es – zumindest bei unserem Besuch – lange nicht so viele wie wir uns vorgestellt haben. Im Sommer ist es schon ziemlich heiß und schwül, was den Kindern zu schaffen machte, aber nicht von einem Besuch abhalten sollte. Und wer dies mit seinem „ökologischen Gewissen“ (wir fanden das halb so laut und „schlimm“ wie teilweise beschrieben) vereinbaren kann, dem sei, gerade mit Kindern, eine Sumpfboottour empfohlen.
Zuguterletzt haben wir am westlichen Ende des Parks noch einen Stopp am kleinsten Postamt der USA in Ochopee eingelegt. Hier sitzt doch tatsächlich ein Postbeamter in einem winzigen Häuschen, das aber immerhin mit Klimaanlage ausgestattet ist, und stellt sich geduldig den Fragen und Fotos der Touristen.
Okefenokee National Wildlife Refuge
Ein weitestgehend unbekannter Naturpark ist das Okefenokee National Wildlife Refuge, im Grenzgebiet zwischen Florida und Georgia gelegen. Eher zufällig sind wir auf dieses Schutzgebiet gestoßen, auf der Suche nach einem schönen Tagesausflugsziel von Jekyll Island (eine der Golden Isles) aus, wo wir mehrere Tage verbracht haben. Und wie wurden wir hier positiv überrascht!
Okefenokee bedeutet „Land der zitternden Erde“ und hat nicht etwa mit Erdbeben zu tun, sondern mit dem nicht immer trittfesten Untergrund der riesigen Sumpflandschaft. Okefenokee ist eines der ältesten und größten zusammenhängenden Sumpfgebiete der USA und beherbergt Tausende Alligatoren, noch mehr Wasservögel, aber auch Panther und Bären (die man so gut wie nie zu Gesicht bekommt).
Über Folkston, Georgia, erreichen wir den Haupteingang, wo sich das Robert S. Bolt Visitor Center sowie eine Dependance von Okefenokee Adventures befinden. Sie bieten mehrere Touren durch das Gebiet an, wir entscheiden uns für eine 90-minütige geführte Bootstour durch die amphibische Wasserwelt. Zwei rüstige amerikanische Rentnerinnen und wir sind am frühen morgen die einzigen Gäste, ein wettergegerbter, nahezu zahnloser Guide, begleitet uns (wir brauchen echt Zeit, um uns an sein Genuschel zu gewöhnen). Die Ladies erzählen uns, dass sie schon mehrere Bundesstaaten und Parks auf der Suche nach Alligatoren durchquert haben, ohne fündig zu werden („honey, we saw the signs everywhere, but not the gators“). Doch schon während wir warten, sichten wir mehrere Alligatoren, was
von den Damen lautstark gefeiert wird.
Wir machen uns auf, zunächst auf einem der etwas breiteren Kanäle, die zur (offensichtlich etwas erfolglosen) Entwässerung der Sümpfe angelegt wurden. Pinien und Zypressen säumen den Weg, überall sieht man Reiher, Ibisse, Kraniche und auch Raubvögel, vereinzelt sind Alligatoren zu sehen. Der Guide erzählt uns spannende Geschichten über den Versuch der Besiedelung der Swamps und über Touristen, die meinten, hier könne man nicht nur tagsüber schön paddeln, sondern auch zelten – so einige, die nicht auf den extra dafür vorgesehenen Plattformen übernachtet haben, kamen nicht zurück.
Schließlich geht es in die „Chesser Prairie“, eine von Inselchen durchzogene Wasserfläche mit tausenden von Seerosen. Und hier sehen wir noch mehr Alligatoren, es scheint, als ob der Guide – zumindest die Großen – alle kennt. Er zeigt uns, wo ihre Nester sind oder waren und wo sich noch bis zu 20 Junge tummeln. Wir sehen die „Teenies“ und ausgewachsene Exemplare, und die Kinder fragen uns, hin- und hergerissen zwischen Angst und Faszination, ob die auch sicher nicht ins Boot springen können. Wir sind auf jeden Fall schwer beeindruckt und voller Respekt, und auch unsere zwei Ladies kommen aus dem Fotografieren und klatschen nicht heraus.
Falls ihr es noch nicht herausgelesen habt: Die Okefenokee Sümpfe waren das „Alligatoren-Highlight“ unseres Urlaubs und haben die Kinder weit mehr begeistert als die Everglades!
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