Museen in New York – auch mit Kindern!

Museen sind ja bekanntermaßen nicht das Allerspannendste für Kinder. Aber natürlich gibt es in New York jede Menge davon mit weltberühmten Sammlungen – ein bisschen was „mussten“ sie sich also doch anschauen. Die Auswahl ist natürlich riesengroß, für Kinder interessant könnten sein das National Museum of the American Indian und die sowohl in Manhattan als auch in Brooklyn befindlichen Kindermuseen. Für ältere Kinder und Cineasten ist vielleicht das Museum of the Moving Image spannend und für die ganze Familie das bereits unter „Inselhopping“ beschriebene, sehr sehenswerte National Museum of Immigration auf Ellis Island.

Unsere Kinder hatten sich gewünscht, das American Museum of National History anzuschauen. Wir fanden, ein großes Kunstmuseum gehört einfach dazu und haben uns für das Met-Museum entschieden. Eine Weile überlegt haben wir wegen des 9/11 Memorial Museums. Aber da dieses Thema auch den Kindern in den Medien und der Großen mittlerweile in der Schule immer wieder begegnet, und wir es natürlich auch selbst sehen wollten, haben wir auch dieses Museum besucht.

American Museum of National History

Oh was haben wir uns gefreut auf Rexi, Dum Dum und Teddy Roosevelt! Unsere Kinder lieben „Nachts im Museum“, der größtenteils im American Museum of National History spielt und gedreht wurde. Da mussten wir  natürlich hin!

Und wie wurden wir enttäuscht… Sicher, die Sammlung ist riesig und beeindruckend, das Spektrum reicht von Fauna, Flora und Umwelt über Mineralien/Fossilien, Erde und Weltraum bis hin zu Menschen, Völker und Kultur. Aber die Aufbereitung ist – um es mal positiv zu sagen – an einigen Stellen verbesserungswürdig. Neben der sehr sehenswerten Dinosaurierausstellung (Rexi!) und der modernen Weltraumausstellung blieben uns vor allem angestaubte Dioramen mit ausgestopften Tieren in Erinnerung.  Viele dunkle Räume, verwirrende Gänge und eine extrem schlechte Beschilderung tun ein übriges, um diesen negativen Eindruck zu festigen. Interaktion und moderne Museumspädagogik sind  kaum zu finden. Nachdem wir „Dum Dum“ (einen Steinkopf „Moai“ von den Osterinseln) endlich gefunden haben, sind wir gleich in den nahen Central Park aufgebrochen und haben das John-Lennon-Memorial „Strawberry Fields“ besucht – das Museum hat uns nicht zum längeren Verweilen eingeladen.

The Metropolitan Museum of Art

Ganz in der Nähe liegt auch das Metropolitan Museum of Art, kurz Met-Museum genannt (Ecke 5th Avenue und 82. Straße). Es ist mit über 2 Millionen Ausstellungsstücken nicht nur das größte kunsthistorische Museum der USA, sondern hat auch eine der bedeutendsten Sammlungen weltweit. Die kunsthistorische Sammlung reicht von der Steinzeit bis zur Moderne, nicht nur amerikanische Werke, sondern Kunstgeschichtliches aus aller Welt ist zu finden, und zwar Malereien, Skulpturen, Fotografien, Keramiken, Waffen, Schmuck, Möbel, Instrumente – eine unglaubliche Vielfalt wird hier präsentiert.

Natürlich kann man sich bei einem Besuch nicht alles anschauen, schon gar nicht mit Kindern – jede Abteilung für sich wäre ein eigenes Museum. Jeder Besucher erhält einen Museumsplan, mit dessen Hilfe man sich die interessantesten Sammlungen heraussuchen kann. Auch ein (deutscher) Audioguide ist erhältlich. Wir haben uns ganz gezielt Sammlungen angeschaut, die unsere Kinder interessieren (könnten), zum Beispiel die ägyptische Abteilung, in der ein ganzer Tempel (der Tempel von Dendur, der wegen dem Bau des Nasser-Staudamms abgebaut wurde), nebst Sarkophagen, Schmuck und ähnlichem zu sehen sind – kam sehr gut an! Aus dem Kunstunterricht kannten die Kinder Vincent van Gogh, aus einem Buch war ihnen Claude Monet ein Begriff, also haben wir natürlich auch die Europäische Malerei und vor allem die Impressionisten, besucht.

Wer im Museum ist, sollte sich auf jeden Fall auch auf die Dachterrasse begeben – von hier aus hat man einen tollen Blick auf den Central Park, die Hochhäuser von Midtown und die schicken Apartments der Upper West Side! Im dortigen Café kann man auch etwas trinken und sich erholen, bevor man sich wieder in die Sammlung stürzt.

Mehr Kunstmuseen haben wir unseren Kindern nicht „zugemutet“ (uns selbst aber wohl, bei einem früheren New York Trip ohne Kinder). Zwei weitere weltberühmte Museen für zeitgenössische und moderne Kunst seien daher noch empfohlen: das Solomon R. Guggenheim Museum (89. Straße) mit seiner interessanten, „spiral- oder schneckenförmigen“ Architektur und das Museum of Modern Art (MOMA) etwas weiter südlich an der 53. Straße – aber das war den Kindern dann definitiv zu viel! Wir haben mit dem Met-Museum sehr gute Erfahrungen gemacht, da die Kinder im Vorfeld mit entscheiden durften, was sie sehen wollen.

9/11 Memorial und Museum

Ein völlig anderer Museumsbesuch ist natürlich das 9/11 Memorial und Museum in Downtown Manhattan, das den fast 3.000 Opfern der Terroranschläge am 11. September 2001 sowie den sechs Opfern des Anschlags von 1993 gewidmet ist. Es befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen World Trade Centers, das seit 2001 auch als „Ground Zero“ bekannt ist.

Seit 2011 ist das Memorial fertig gestellt, das Museum kann seit 2014 besucht werden. Das Memorial ist frei zugänglich, für das Museum werden Tickets benötigt, die auch vorab im Internet für einen bestimmten Tag/Uhrzeit gekauft werden können, um die oft langen Schlangen zu umgehen.

Das Memorial symbolisiert die zerstörten „Twin Towers“ des World Trade Centers. Wie zwei „Fußabdrücke“ befinden sich an deren ehemaligem Standort zwei Becken, an dessen Rändern die Namen der Opfer in Manhattan, im Pentagon und in den Flugzeugen eingraviert sind. Wasserfälle fallen neun Meter tief auf die untere Ebene, wo sich zwei Gedenkräume und das Museum befinden. Das Werk trägt den Namen „Reflecting Absence“, ist ein Wortspiel mit dem reflektierenden Wasser und soll aber vor allem dazu anregen, nachzudenken, was fehlt.

Das Museum wird über einen gläsernen Pavillon betreten und liegt unterhalb der Becken. Der Weg nach unten, in die Dunkelheit, führt vorbei an Teilen des noch stehenden Fundaments (Symbolik!) der Twin Towers, einer der Stahlsäulen der Türme und den Survivors‘ Stairs, über die viele Menschen aus den Twin Towers geflohen sind. Neben vielen anderen Dingen zeigen ein von der Hitze verschmortes Feuerwehrauto, Reste der Spitze des Nordturms, zerstörte Helme der Rettungskräfte und mit Asche bedeckte Kleider die Wucht der Zerstörung.

Unten gibt es zwei Ausstellungsschwerpunkte. Die „Historical Exhibition“ umfasst „Events of the Day“, „Before 9/11“ und „After 9/11“. In der ersten Abteilung werden die Ereignisse am 11. September rekapituliert: Was passierte in den gekidnappten Flugzeugen, im Pentagon, rund um die Twin Towers, wer waren die ersten Helfer. Before 9/11 beleuchtet die historischen Ereignisse, die zur Terrorangriff geführt haben: Wie hat sich Al-Qaida entwickelt, wie wurden die Angriffe geplant und warum das „Symbol Twin Towers“ ausgewählt. After 9/11 beschäftigt sich mit der individuellen Trauer und Verarbeitung, dem Wiederaufbau sowie mit nationalen und globalen Reaktionen und zeigt auf, wie sich die Welt seither verändert hat.

Die „Memorial Exhibition“ gedenkt den Opfern. An der „Wall of Faces“ werden Fotos aller Opfer gezeigt, an Touchscreens kann man mehr über die einzelnen Menschen erfahren und über Audiobotschaften werden, teils von den Angehörigen, kurze Geschichten über die Opfer erzählt oder auch die letzten Worte von Opfern an ihre Angehörigen eingespielt – dieser Teil ist besonders emotional.

Es sind besonders die persönlichen Erfahrungen, Erlebnisse und Dokumente – Augenzeugenberichte, die letzte SMS oder Nachricht auf dem Anrufbeantworter, Mitschnitte aus dem Polizeifunk, Handyvideos von Passanten mit Sirenengeheul und Schreien im Hintergrund – die die Ausstellung so ergreifend machen. Zusammen mit den schrecklichen Bildern und Filmen, die wir alle aus den Nachrichtensendungen kennen, stellt man immer wieder den Bezug zu sich selbst her und wie man diesen Tag erlebt hat. Und ist – heute wie damals – fassungslos über die Ereignisse des 11. September.

Mitunter ist (leise) Kritik zu hören über die etwas „pathetische Inszenierung“ im „amerikanischen Stil“. Kritiker bemängeln auch, dass in einem unmittelbar daneben liegenden (aber natürlich nicht zugänglichen) Raum nicht-identifizierte sterbliche Überreste von Opfern liegen – quasi ein Friedhof im Museum.

Fakt ist aber, dass die Ausstellung niemanden unberührt lässt – auch uns hat sie sehr berührt und erschüttert. Für unsere Große war der Besuch ebenfalls ein sehr prägendes Erlebnis, ohne jedoch einen „Schock“ auszulösen, sie hat viel darüber gesprochen mit uns. Unsere Kleine (damals 8) hat das Thema noch nicht wirklich erfassen können – zu fern war es von ihrer „Lebenswirklichkeit“, aber ohne fehlenden „direkten Bezug“ hat sie das emotional auch nicht so „mitgenommen“. Empfohlen wird der Besuch für Kinder ab 10 Jahren, auch wir würden von einem Besuch mit ganz kleinen Kindern abraten. Aber wer seine Kinder begleitet und davor, während und nach des Besuchs über die Ereignisse spricht, sollte ihnen diesen wichtigen Teil der jüngeren Geschichte nicht vorenthalten – finden wir.

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