Ein absolutes Highlight unseres Japan-Aufenthalts war die Übernachtung in einem traditionellen japanischen Gasthaus, einem Ryokan. Diese Unterkünfte gibt es im ganzen Land und in unterschiedlichen Größen, wir haben uns für eines im Hakone-Gebiet entschieden, das Ryokan Senkyoro. In einem Ryokan ist im Zimmerpreis neben der Übernachtung auch fast immer das Frühstück und Abendessen enthalten. Viele Ryokane, gerade um Hakone, haben auf ihrem Gelände heiße Quellen und verfügen über ein traditionelles Bad, ein Onsen.
Am Eingang des Gasthauses, spätestens aber beim Betreten des Zimmers, werden die eigenen Schuhe ausgezogen und bereit gestellte Hausschuhe angezogen. Die Zimmer sind selbstverständlich traditionell gestaltet, das heißt mit Tatami-Matten ausgelegt und mit einem niedrigen Tisch ausgestattet. Tagsüber ist der Raum als Wohnzimmer eingerichtet, abends (wenn man beim Essen ist) werden Futons ausgerollt und das Ganze in ein Schlafzimmer verwandelt.
Zur Begrüßung erhalten wir einen Tee, etwas Süßes und eine Kleinigkeit zum Knabbern sowie einen einfachen Kimono, Yukata genannt. Die Yukata trägt man innerhalb des Ryokan (auch wenn man zum Abendessen oder ins Onsen geht), aber auch bei einem Spaziergang im Hotel-Gelände (viele Ryokane, auch das Senkyoro, haben auch eine schöne Gartenanlage). Für den Außenspaziergang stehen spezielle Schuhe am Eingang bereit. Eigene Schuhe gibt es auch für den Toilettengang, diese aber wirklich nur hier tragen!
Wir ziehen also die Yukata an (darunter wird nur die Unterwäsche getragen), nachdem uns Miyoko erklärt hat, was wir hierbei beachten müssen (wer keine Miyoko dabei hat, bekommt im Senkyoro eine bebilderte Bedienungsanleitung). Ganz wichtig: Die linke Mantelseite liegt oben (also entgegengesetzt zu der Art und Weise, wie wir normalerweise einen Bademantel tragen). Nur bei Toten wird die rechte Seite über die linke Seite gelegt! Mit einem Gürtel, dem Obi, wird die Yukata zugebunden. Frauen tragen die Schleife auf der linken Seite, Männer in der Mitte. Je nach Jahreszeit bekommt man darüber noch eine Jacke (Haori). Kinder bekommen natürlich auch eine kleine Yukata.
Anschließend ist es Zeit für ein Bad in den heißen Quellen. In einem Ryokan baden Japaner gerne mehrmals, vor dem Essen, vor dem Schlafen gehen, nach dem Aufstehen, nach dem Frühstück. Im Senkyoro gibt es nach Geschlecht getrennte „öffentliche“ Bäder für alle Hausgäste, sowohl Innenliegende als auch Außenbäder (roter Vorhang für die Frauen und blauer Vorhang für die Männer). Man kann sich aber auch als Familie ein privates Onsen mieten, außerdem gibt es Zimmer, die über ein eigenes Onsen verfügen.
Direkt am Eingang des Onsen zieht man seine Schuhe aus (und stellt diese in das vorgesehene Fach), dann entkleidet man sich im Vorraum ganz und legt seine Kleidung in den bereitgestellten Korb. Badeanzüge zieht man nicht an, Nacktbaden ist angesagt. Im eigentlichen Baderaum befinden sich nebeneinander mehrere niedrige Brausen, mit Hockern und kleine Waschkübeln davor. Wir folgen Miyokos Beispiel, setzen uns auf einen Hocker und waschen uns gründlich mit den bereitgestellten Seifen und Shampoos. Nachdem wir alle Seifenreste von uns und dem „Waschplatz“ beseitigt haben, steigen wir frisch gereinigt ins heiße Bad. Und wie heiß das ist! Besonders die Kinder halten es nicht allzu lange aus hier drin. Mit Kindern ins Onsen zu gehen ist kein Problem, allerdings ist Toben, Spritzen, Springen, Schwimmen und „laut sein“ hier nicht erlaubt. Ein Onsen dient der Entspannung – und das tut das heiße Wasser ganz hervorragend! Nach dem Baden noch einmal Duschen und Fönen (wenn Zeit ist nochmals ein bisschen entspannen) – und dann geht es ab zum Abendessen!
Gereinigt und entspannt begeben wir uns also in unseren Yukatas in den Speisesaal (wahlweise hätten wir das Essen auch in unserem Zimmer einnehmen können). Und dann geht es los, mit einem der besten und spannendsten Essen, die wir je gegessen haben. Spannend deshalb, weil wir doch einiges nicht (er)kennen und mitunter auch nicht wissen, was wir wie essen und in welche Sauce tunken sollen. Aber dank Miyoko und Mogi werden auch diese „Hürden“ problemlos gemeistert und wir schlemmen die zahlreichen stilvoll angerichteten Köstlichkeiten voller Genuss!
Zurück im Zimmer, empfängt uns der zum Schlafzimmer umgewandelte Raum und wir sinken, in extra bereitgestellten Schlafanzügen, satt und zufrieden in unsere Futons. Und am nächsten Morgen empfängt uns ein genauso leckeres und üppiges Frühstück, die Kinder ein „westliches“ und uns ein „japanisches“ (die Wahl konnten wir beim Einchecken treffen). Anschließend laufen wir trotz leichtem Regen noch durch den wunderschön angelegten Garten.
Unser Fazit: Ein Ryokan zu besuchen ist nicht ganz billig, aber definitiv jeden Yen wert. Dieses Gesamterlebnis aus kulturellen und kulinarischen Highlights, japanischer Atmosphäre und Ästhetik, gehört zu einem Japanurlaub einfach dazu!
Klasse Beitrag – während die Meisten von einem 5 Sterne Hotel im Urlaub träumen, ist ein Ryokan
in Japan definitiv eine Klasse für sich – eine Liga darüber…
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