Die Nordspitze der Südinsel: Havelock, Pelorus, Nelson und Abel Tasman Nationalpark
Havelock: Welthauptstadt der Grünlippmuscheln
Nach Picton (siehe Marlborough Sounds: ein Farbenspiel in Grün und Blau) geht es weiter in Richtung Nelson. Zunächst führt unser Weg erneut durch Blenheim und die Weinregion von Marlborough. Dann erreichen wir Havelock, die Welt-Hauptstadt der Greenshells (New Zealand Green-lipped Mussels / Perna canaliculus), auf deutsch Grünlipp- oder Grünschalmuschel. Ich liebe diese Muschel, die aussieht wie eine grünschalige Miesmuschel, aber viel größer ist und in meinen Augen deutlich besser schmeckt. Sie ist endemisch in Neuseeland und ihre natürlichen Bestände sind streng geschützt. Da sie jedoch sehr lecker ist, wird sie insbesondere in und um Havelock in großen Aquakulturen angebaut. Ihr solltet sie unbedingt einmal testen, sie ist neuseelandweit in Restaurants und mitunter auch im Supermarkt zu bekommen, aber am Frischesten sind sie hier in dieser Region zu haben.
Pelorus River: Drehort aus dem Hobbit
Auf der weiteren Fahrt entlang dem SH 6 entdecken wir das Schild Pelorus Bridge Scenic Reserve mit einem Hinweis, dass sich hier auch ein Café befindet. Wie gut, dass es mir gerade nach ein bisschen Koffein ist und wir hier anhalten. Mit dem Kaffee in der Hand vertreten wir uns die Beine und da entdecken wir zufällig eine Filmlocation aus dem „Hobbit“. Erkennt ihr diesen Ort? Ja, genau, hier hat Peter Jackson die Szene aus „Smaugs Einöde“ gedreht, wo die Zwerge in Fässern vor den Elben fliehen und anschließend von den Orks gejagt werden.
Nelson – Centre of New Zealand
Schließlich kommen wir an unserem Ziel an, der Hafenstadt Nelson. Die Stadt ist mit knapp 50.000 Einwohnern vergleichsweise groß und sie schmeichelt beim Ankommen nicht unbedingt dem Auge des Betrachters. Dieser nimmt vor allem einen Hafen und ausgedehnte Industrieanlagen wahr, und dass bei unserer Ankunft Ebbe herrscht, die weite Teile der Bucht wie eine Schlammwüste wirken lassen, wirkt ebenfalls nicht sehr attraktiv. Wir beziehen ein hübsches Motel (Arcadia) und beschließen, die Stadt zu erkunden und ihr eine Chance zu geben. Der freundliche Besitzer empfiehlt uns einen Aufstieg zum Centre of New Zealand. Nelson bezeichnet sich gerne als geografischen Mittelpunkt Neuseelands, was nicht ganz stimmt, aber wir schauen uns trotzdem das dazugehörige Denkmal an. Der Aufstieg startet am Botanic Sports Field, dem Austragungsort des ersten Rugby-Spiels Neuseelands, und dauert bis zum Denkmal etwa 20 Minuten. Von oben hat man einen super Ausblick auf die Stadt und den Hafen. Einen kleinen Spaziergang machen wir auch von unserer Unterkunft zum Tahunanui Beach, der mit seinem Dünengürtel ebenfalls ganz hübsch ist und genießen ein leckeres Essen im Boatshed Café mit toller Aussicht – ok, doch nicht so ganz schlecht in Nelson.
Abel Tasman Nationalpark
Nelson haben wir auch deshalb gewählt, weil sich von hier aus gut ein Tagesausflug in den Abel Tasman Nationalpark unternehmen lässt. Wir fahren am nächsten Morgen eine Stunde lang nach Marahau, durch Rebflächen und vor allem Obstplantagen. An mehreren Ständen kann man prima frisches Obst kaufen, oder eine „Real Fruit Icecream“, beispielsweise bei den Thomas Brothers in Riwaka.
In Marahau (mitunter auch in Kaiteriteri) starten alle Arten von Touren durch den Nationalpark, unter anderem der berühmte Abel Tasman Coastal Track (er gehört zu den New Zealand Great Walks), den ich bei meinem letzten Besuch drei Tage lang von Hütte zu Hütte gewandert bin. Wer weniger Zeit hat (so wie wir dieses Mal), kann aber auch Tagesetappen laufen und sich zum Anfang und Ende der Etappe per Wassertaxi (z.B. mit Aqua Taxi) fahren lassen. Wir haben uns für das Stück zwischen der Anchorage Bay und Bark Bay entschieden. Warum? Weil es einige Abwechslung verspricht (Schlickwanderung, Hängebrücke), aber auch die anderen Etappen sind schön. Alle Fahrten mit dem Aqua Taxi machen zunächst einen Schlenker über den Split Apple Rock mit Fotostopp, der geteilte Granitfelsen ist auch zu malerisch. Anschließend setzt uns das Wassertaxi an der Anchorage Bay ab und der Fahrer weißt uns den richtigen Weg über einen Hügel in die Torrent Bay. In dieser Bucht sind die Gezeiten entscheidend: Bei Ebbe kann man sie in 20 Minuten auf dem Schlick (und am besten barfuß oder mit Flip Flops, neuseeländisch Jandals) überqueren, bei Flut muss man 1,5 Stunden über die Hügel im Landesinneren wandern (die netten Mitarbeiter von Aqua Taxi beraten gerne und buchen die optimale Verbindung). Vorbei an einigen Wochenendhäuschen geht der Wanderweg durch grüne Wälder (ich liebe die Baumfarne), meist im Halbschatten immer der Küste entlang. Dabei genießen wir herrliche Ausblicke auf Buchten, laufen mitunter über Brücken und als Höhepunkt über die Hängebrücke Falls River Suspension Bridge. Wir begegnen neugierigen flugunfähigen Wekarallen, scheuen Austernfischern, lauschen den Zikaden und Vogelgezwitscher und genießen diesen tollen und wenig anstrengenden Walk ohne größere Höhenunterschiede. Nach knapp 3 Stunden gemütlichen Laufens erreichen wir die Bark Bay, wo uns das Wassertaxi wieder abholt. Ich kann nur jedem empfehlen, auch Familien mit Kindern, eine Tagesetappe zu laufen! Alternativ kann man die Küste mit dem Kajak erkunden oder eine Bootstour mit (Bade-)Stops an verschiedenen Stränden buchen, aber das Erwandern des Nationalparks ist für mich doch am Schönsten.
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