Reisen hat für mich immer auch etwas mit kulinarischem Genuss zu tun. Wie kann ich denn eine Stadt, Region oder Land wirklich kennen- (und lieben) lernen, wenn ich nicht deren lokale Produkte, Küche und deren Spezialitäten versuche? Nicht umsonst heißt es: „Liebe geht durch den Magen“. Eine erste kulinarische (Reise-)Erfahrung fängt für mich schon damit an, dass ich – egal wo – wahnsinnig gerne über Märkte schlendere und hier einkaufe. Abgesehen von den umwelttechnisch sinnvollen „kurzen Wege“ vom Erzeuger zum Abnehmer kann ich hier am besten sehen: Was wächst (gerade) in einer Region? Wie wird es verarbeitet? Welche handwerkliche Tradition kann ich eventuell entdecken? Das lässt sich zumindest bei den Märkten der Einheimischen beispielsweise in Mittelamerika (unvergesslich der farbenfrohe Markt von Chichicastenango in Guatemala) und Asien (wie liebe ich besonders die Night Markets in Thailand oder Taiwan, die immer auch einen tollen Food Market haben) noch erkennen.
Besonders schätze ich auch Agrarbetriebe, die ihre Produkte direkt ab Hof verkaufen. Die größeren unter ihnen vertreiben hier nicht nur ihre eigenen Produkte, sondern auch Waren von Betrieben im Umland. Das funktioniert hierzulande (siehe Domäne Mechthildshausen) genauso wie in Australien (siehe Queensland für Schleckermäuler – der Alloway Farm Market).
Auf Reisen gehen wir wenn möglich immer in die Restaurants, die auch die Einheimischen besuchen, gerne in die „unscheinbaren“, die nicht groß Werbung machen oder mit einer Speisekarte in zehn Sprachen winken. Das hat mitunter zu lustigen Erlebnissen geführt, wenn wir auf einer Speisekarte einfach auf Gerichte gezeigt haben, ohne zu verstehen, um was es sich handelt. Es ist ein Running Gag in der Familie, dass ich auf diese Art und Weise einmal im Baskenland einen Eintopf bestellt habe, dessen „Highlight“ der komplette Huf eines Schweins (also nicht nur die Haxe, sondern wirklich der Huf) war. Tapfer habe ich, damals ungefähr 12 Jahre alt, den Bohnen-Eintopf (der übrigens sehr schmackhaft war) gegessen und dabei versucht, den unheimlichen Huf zu ignorierten…
In Asien wird die „Übersetzungs-Problematik“ oft clever gelöst: Mit bebilderten Speisekarten (zumindest der Huf wäre mir damit erspart geblieben) oder entsprechenden Wachs-Nachbildungen der Speisen beziehungsweise einem fertig gekochten Exemplar des Gerichts im Schaufenster. Das soll nicht nur den Touristen helfen, sondern vor allem bei den Gästen den Speichelfluss anregen – bei mir funktioniert es. Besonders schön finden wir es auch, wenn wir direkt in die Küche eingeladen werden und dort auswählen dürfen, was uns gefällt. Das haben wir oft in nicht-touristischen Gegenden in Asien, z.B. auf Sumatra erlebt, aber auch in Australien, wo wir so unsere Steaks aussuchen durften.

