Nach unseren ersten tollen Safaritouren rund um die Thanda Lodge (siehe Safari in Südafrika: Big Five und mehr (Teil 1)!) und einer Zwischenübernachtung am Flughafen in Johannesburg fahren wir mit den Mietwagen 300 Kilometer in den Norden, an die Grenze zu Botswana. Hier liegt das Welgevonden Game Reserve im Waterberg District (Provinz Limpopo), ein 36.000 Hektar großes Landschaftsschutzgebiet, das die UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet hat. Es ist ebenfalls ein Big Five Reserve und noch dazu malariafrei.
Auch in diesem privaten Reservat, in dem sich mehrere Lodges befinden, müssen die Gäste an einem der Gates ihr Auto abstellen, werden dort registriert und von einem Ranger mit dem Jeep abgeholt. Der Weg bis zu diesem Gate ist einigermaßen spannend, denn er führt über eine 17 Kilometer lange Schotterpiste, die nach zwei Tage Dauerregen eine ziemlich rutschige und schlammige Angelegenheit ist. Doch der Mietwagen (ohne Allrad) und mein Mann schaffen das, auf halbem Weg begegnet uns der Manager des 57 Waterberg, Stuart, der sicherstellen wollte, das wir klar kommen…
Im Gegensatz zur Thanda Lodge ist unsere Unterkunft hier, das 57 Waterberg, eine moderne Lodge, die sich dennoch mit ihrem flachen Bauten und den vielen verwendeten Naturmaterialien hervorragend in die Landschaft einfügt. Durch die bodentiefen Panoramamfenster blicken wir auf unser Sonnendeck mit kleinem Pool und das umgebende Gebüsch. Zwar ist das 57 Waterberg von einem Elektrozaun umgeben, der die meisten Tiere vom Eindringen abhält, aber ein paar DikDiks, Warzenschweine und Affen verschaffen sich doch Zutritt – sehr zu unserer Freude, denn wir beobachten die Tiere ja gerne!
Auch vom Haupthaus aus, wo sich ein weiterer Pool befindet, blickt man schön in die Landschaft und auf ein Wasserloch, an dem sich gerne die Tiere tummeln, besonders die Affenbande, die Bärenpaviane. Wie schön lässt es sich hier auf der Terrasse sitzen, einen Cocktail trinken und das Treiben beobachten. Auch Mittag- und Abendessen wird hier eingenommen und das Abendessen ist das beste, das wir während unseres Urlaubs in Südafrika hatten! Zum Glück sind unsere Kinder experimentierfreudig, denn es gibt auch mal Strauß und Springbock.
Wie in der Thanda Lodge machen wir auch im 57 Waterberg zwei Safaris am Tag: eine um 6 Uhr morgens und eine um 15:30 Uhr am Nachmittag. Manager Stuart, dem wir sofort abnehmen, dass er am liebsten draußen in der Natur ist, wird unser Ranger, einen Tracker gibt es hier nicht. Er fragt uns, welche Tiere wir schon in Thanda gesehen haben, um dann festzustellen: „Oh, they left the hard ones for me.“ The hard ones: Das sind die Geparde und vor allem der Leopard. Wir sind so gespannt wie er: Werden wir diese Raubtiere sehen?
Was in Thanda die Impalas waren, nämlich unsere häufigsten Sichtungen, sind hier offensichtlich die Zebras und Gnus. Wir sehen sie in jeder Altersgruppe und jeglichem Familien- oder Gruppenverband. Dieses Mal sehen wir auch, neben den weiblichen Kudus mit den großen Ohren, einen mächtigen männlichen Kudu mit seinen hübsch gezwirbelten Hörnern. Auch der hier deutlich seltenere Wasserbock zeigt sich, er hat einen lustigen Kreis auf dem Hintern – sieht fast wie eine Zielscheibe aus… Oft vertreten sind hier auch die sehr neugierigen Giraffen, neben denen wir an einem Morgen unsere Frühstückspause einlegen.
Und eine weitere Tiergruppe ist zu unserem großen Erstaunen und zu unserer Freude hier überrepräsentiert: die Breitmaulnashörner, es vergeht keine Pirschfahrt ohne sie. Hier dürfen sie ihr Horn behalten, das sei laut Stuart für Revier- und „Paarungskämpfe“ sowie zur Verteidigung sehr wichtig. Wilderer habe man glücklicherweise in den letzten Jahren sehr wenige. Auch hier lassen sich die Nashörner durch nichts aus der Ruhe bringen und grasen direkt neben unseren Jeeps, während wir mit zwei anderen Jeeps eigentlich auf Gepardenpirsch sind und ihnen dieses Mal kaum Aufmerksamkeit schenken.
Auch gänzlich neue Tiere sehen wir: Einen Strauß mit einer traurigen Geschichte, denn er ist mit einem weiteren Männchen der letzte seiner Art hier in Welgevonden. Seine komplette Familie, inklusive 12 Küken, haben nach und nach die Löwen geholt. Wir sehen mehrfach die hübschen Schakale, die oft den großen Raubtieren folgen in der Hoffnung, das etwas für sie abfällt. Und ein absolutes Highlight, weil wir damit nicht gerechnet haben: Wir sehen eine vierköpfige Flusspferdgruppe mit einem Jungen. Die Tiere wandern wohl ganz schön weite Strecken und sind nur selten in der Nähe des 57 Waterberg. Wie schön, dass sie uns begegnet sind!
Die Königsklasse der Gamedrives sind die Raubtiere. Löwen hatten wir ja in Thanda schon gesehen und treffen auch in Waterberg mehrfach auf sie, eine Gruppe mit Mutter und vier Halbwüchsigen aus zwei Generationen, ein Männchen und drei Weibchen. Der junge Mann ärgert seine Schwestern ganz schön und ist auch der aktivste bei der Jagd – wir sehen, wie er ein Zebra verfolgt, das er aber nicht erwischt. Wenig später hören wir, wie die Gruppe, für uns unsichtbar, aber umso deutlicher hörbar, ein Warzenschwein im Busch erlegt…
Und dann bekommen wir auch Geparde zu Gesicht. Erst ein Weibchen, das sich mit vollgefressenem Bauch im Gebüsch erholt und dann zwei Brüder auf der Suche nach Beute. Was für elegante schlanke Raubkatzen! Schließlich entdeckt Stuart auch die Fährte eines Leoparden, der scheuste und am besten versteckte unter den Raubtieren. Das zweite Zeichen, dass er in der Nähe ist: Die Antilopen sind unruhig und schauen alle in eine Richtung. Und kurz darauf entdeckt Stuart, allein anhand einer Bewegung der Vegetation, das Tier in den Büschen. Wir können wenigstens einen kurzen Blick erhaschen (und leider nur ein sehr unscharfes Bild machen), bevor er sich davonschleicht. Aber wir sind begeistert, dass wir ihn überhaupt gesehen haben!
Es ist bestimmt herauszulesen: Unser Aufenthalt im 57 Waterberg und der gesamte Südafrika-Urlaub haben uns restlos begeistert. Voller Gedanken an all die schönen Eindrücke, Gänsehaut-Erlebnisse, tollen Tierbeobachtungen und vielen kulinarischen Genuss-Momente nehmen wir wehmütig unseren letzten Sundowner in Südafrika zu uns – netterweise gibt auch die Sonne noch einmal alles. Wir genießen die letzte Fahrt zurück unter dem klaren Sternenhimmel mit der deutlich sichtbaren Milchstraße und dem Kreuz des Südens und beschließen: Hierher wollen wir eines Tages zurückkehren.
Tolle Reise und spannende Berichte! Da werden Erinnerungen an meine Rundtour 1996 wach….
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Na, dann ist es ja mal wieder Zeit für eine neue Reise nach Südafrika 😊
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