Dijon – des monuments, des restaurants, Cité Internationale de la Gastronomie et du Vin – der ehemalige und aktuelle Stadtslogans verdeutlichen, was die Hauptstadt des Burgunds so berühmt gemacht hat: großartige Bauwerke, viel Kunst und Kultur und mannigfaltige gastronomische und kulinarische Genüsse. Klingt, als ob uns das gefallen wird!
Wir stellen das Auto im Parkhaus Darcy Liberté ab. Bevor wir uns in die Altstadtbesichtigung stürzen, wollen die Kinder noch was Schnelles auf die Hand. Schon im Vorfeld hatten wir etwas wenig Französisches entdeckt, das uns aber spannend erscheint (und gleich um’s Eck liegt): Boludo Empanadas. 19 herzhafte und vier süße Varianten dieser gefüllten argentinischen Teigtaschen stehen auf der Karte dieses Schnellrestaurants (es gibt im Obergeschoss sogar Tische) und hinter der Theke sogar ein waschechter Argentinier, der mit den Kindern Spanisch spricht und ihnen noch einen Nachtisch schenkt. Ausgestattet mit unserem warmen Päckchen (zu unserer „Ehrenrettung“ sei gesagt, dass es immerhin auch „französisch gefüllte“ Empanadas gibt) begeben wir uns in den Jardin Darcy und genießen das leckere Mittagessen – jeder seine eigenen Geschmacksrichtung. Daumen hoch!
Der Jardin Darcy ist übrigens der älteste öffentliche Park der Stadt. Ursprünglich errichtete der Ingenieur Henry Darcy hier einen Wasserspeicher zur Trinkwasserversorgung der Stadt – in den 1830ern eine der modernsten Anlagen dieser Art in Europa, die Wasser aus 12 Kilometern Entfernung anlieferte und speicherte. Später wurde der Speicher mit dem heutigen Brunnen überbaut, um den ein Park angelegt wurde. Heute stehen hier zahlreiche Bänke und laden zum Verweilen, ein lauschiges Plätzchen. Unter den Augen des Eisbärs des burgundischen Künstlers Francois Pompon (das Original der Skulptur steht im Pariser Musée d’Orsay) nehmen auch wir gerne unser Mittagessen ein.
Dijon – unterwegs mit Eulen
Direkt vor dem Park begegnet uns auf dem Gehweg ein weiteres Tier zum ersten Mal, die Eule, quasi das „Wappentier“ von Dijon. Diese hier trägt die Nummer 1 und auf dem Parcours de la Chouette wird uns die Eule durch die ganze Altstadt begleiten. Wer den Weg gezielt gehen möchte, kann sich die entsprechende App herunterladen oder einen Plan bei der Tourist-Info besorgen und passiert auf drei Kilometern Länge und 22 Stationen die wesentlichen Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir folgen der Eule in Richtung Altstadtzentrum, durch den kleinen „Triumphbogen“, die Porte Guillaume, und schon sind wir in der Fußgängerzone Rue de la Liberté. Die Oktobersonne lacht und die Menschen zieht es auf die Straßen, in die Geschäfte und die zahlreichen Cafés. Und das alles vor einer tollen Kulisse in der Altstadt, Fachwerkhäuser wechseln sich ab mit Bürgervillen, Jugendstil mit Renaissance und die paar wenigen neuen Gebäude passen sich gut in das Gesamtbild ein. Am Place Francois Rude lassen auch wir uns in der Sonne vor dem Karussell nieder und genießen das Treiben und einen Café au Lait.
Anschließend setzen wir unseren Spaziergang durch die Altstadt fort und entdecken die prominentesten Eule der Stadt mit der Nummer 9 an der Kirche Notre-Dame. An einem Pfeiler der Außenwand links des Haupteingangs befindet sich die in Stein gemeißelte Schöne. Sie ist ganz blank gewetzt, weil sie fast jeder Vorbeilaufende, egal ob Einheimischer oder Tourist, mit der Hand berührt und sich dabei etwas wünscht. Achtung: Unbedingt mit der linken Hand berühren, sonst funktioniert es nicht!
Regionale Besonderheiten: Senf und Gewürzbrot
Auf unserem Weg durch die verkehrsberuhigten Straßen fallen die vielen Feinkostläden sofort ins Auge. Wir erinnern uns: Gastronomie! Eine der Hauptattraktionen, die Markthalle (von keinem geringeren als Gustave Eiffel entworfen) hat leider ihre Tore schon geschlossen. Aber auch auf unserem Weg begegnen uns die zahlreichen Spezialitäten der Stadt. Da wäre zum ersten der uns allen bekannte Dijon-Senf. Das Besondere am Dijon-Senf – übrigens nach einem Rechtsstreit in den 1930ern keine geschützte Herkunftsbezeichnung mehr, sondern ein Rezept (darf also überall produziert werden), ist, dass er passend zum Burgund mit Traubenmost angesetzt wird. Außerdem werden nur Körner des Braunen und Schwarzen Senf verwendet (nicht des Weißen Senf, der bei uns beispielsweise vorrangig beim Einlegen von Gurken benutzt wird) und die Körner werden nicht entölt. Ursprünglich gab es zahlreiche Produzenten in Dijon, die letzte Fabrik schloss allerdings 2009. Doch eine der großen Marken ist bis heute erhalten, nämlich Moutarde Maille. In deren hübschen Geschäft (32, Rue de la Liberté) können verschiedenste Sorten Senf erworben werden, neben dem üblichen Sortiment auch jahreszeitliche Besonderheiten wie Senf mit Whisky oder mit Trüffeln, die man sich in kleine Tonkrüge unterschiedlicher Größe zapfen kann. Leider isst in meiner Familie keiner außer mir Senf, weshalb ich mir dieses Vergnügen nicht gönne. Wer sich durch ein produzierendes Senfparadies führen lassen und verschiedene Senfsorten versuchen will, dem sei Edmond Fallot in Beaune (31, rue du Fauburg Bretonnière) empfohlen. Das Unternehmen gibt es seit Mitte des 19. Jahrhunderts und heute ist die Moutarderie Fallot die letzte unabhängige Senffabrik im Burgund.
Eine zweite besondere Spezialität ist das hiesige Gewürzbrot, Pain d’Epices, die erste Adresse zu dessen Kauf ist die älteste Gewürzbrotbäckerei der Stadt, Mulot & Petitjean. Oft wird Pain d’Epices mit Lebkuchen übersetzt oder beschrieben, es ist jedoch deutlich weniger süß, kommt tatsächlich in Brotform daher und wird u.a. zu Gänseleber, Sülze oder Wein gegessen. Mulot & Petitjean könnt ihr nicht verfehlen, denn es gibt zahlreiche Filialen, u.a. auf der Rue de la Liberté und dem Place Notre Dame.
Städtische Theaterbühne: Place de la Libération
Letzte Station des Rundgangs ist der Hauptplatz der Stadt, dem Place de la Libération. Kaum zu glauben, dass sich hier bis 2005 der zentrale Busparkplatz befand. Wie schön ist dieser Platz jetzt nach seiner Umgestaltung geworden, gänzlich ohne motorisierten Verkehr. Im theaterähnlichen Halbkreis hinter und vor barocken Fassaden reiht sich ein Café und Restaurant an das nächste, in den Springbrunnen spielen Kinder und die Szenerie wird hoheitsvoll bewacht vom Palais des Ducs et des États de Bourgogne, dem herzöglichen Palast – heute Rathaus und Kunstmuseum.
Tour Philippe-Le-Bon: Aperitif mit Aussicht und weiteren Spezialitäten
Und dieser Palast bietet Besuchern noch ein ganz besonderes Erlebnis: einen Aperitif auf seinem Turm, dem Tour Philippe-le-Bon, mit lokalen Spezialitäten und bester Aussicht. Mit Aperitif ist dies leider nur in der warmen Jahreszeit (bis Ende Oktober) möglich, unbedingt rechtzeitig Tickets beim Tourismusbüro buchen (der Turm ohne Aperitif kann ganzjährig bestiegen werden). Eine Führerin erklärt uns ein bisschen was zur Geschichte und Architektur des Herzogspalasts und zu Philipp dem Guten (Philipp III.), während wir die 316 Stufen nach oben steigen. Oben angekommen haben wir auf 46 Metern Höhe einen traumhaften Rundblick über die Stadt – was für ein Glück, dass das Wetter bei unserem Besuch mitspielt! Während die Sonne langsam untergeht, bekommen wir lokale Spezialitäten gereicht. Als erstes: einen Kir. Und der ist in mehrerlei Hinsicht typisch Dijon: Kir ist ein Mischgetränk aus burgundischem Weißwein (siehe auch: Climats, Clos und Cistersiens – die Weinregion Burgund) und Crème de Cassis, einem Likör von schwarzen Johannisbeeren, für den das Burgund ebenfalls berühmt ist. Félix Kir, ehemals Bürgermeister von Dijon, schenkte diesen Aperitif bei Empfängen des Rathauses aus und machte Kir so in der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem offiziellen Getränk der Region. Dazu bekommen wir weitere Spezialitäten gereicht: Gougères – Käsewindbeutel -, Jambon Persillé – Schweinesülze mit Petersilie in Chardonnay eingelegt -, beides können wir mit verschiedenen Senfsorten „garnieren“ und das oben beschriebene Pain d’Epices – Gewürzbrot.
So stehen wir nun in 46 Metern Höhe und blicken mit einem Glas Kir in der Hand auf die Lichter dieser schönen Stadt und genießen es, wieder in der Welt unterwegs sein zu dürfen und so schöne Erlebnisse zu haben!
Das Burgund ist schon lange auf unserer Liste und jetzt ist es extrem nach oben gewandert, danke für die Tipps
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Macht das, Katja, das ist genau eure Region! Viel leckeres Essen, interessante Weine und hübsche Städtchen! Ein weiterer Blog zu Beaune folgt noch
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